Ruhrgebiet, deine Halden: Hoheward über die Erzbahntrasse

Bochum-Langendreer – Bochum-Zentrum – Jahrhunderthalle – Erzbahntrasse bis zum Rhein-Herne-Kanal – Zeche Ewald – Halde Hoheward – auf selbem Weg retour (57 km, Ø 24 km/h, als GPX herunterladen)

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Der Weg aus Bochum zum Rhein-Herne-Kanal führt über die Erzbahn

Wenn du die Erzbahn zum Kanal hinter dich gebracht und dich dann auch schnaufend und pfeifend auf das Gipfelplateau hinaufgekämpft hast, überkommt dich diese leise Euphorie, du hättest die Halde Hoheward bezwungen. Du närrischer Tor! Erfahrene Alpinisten können ein Lied davon singen: Auf dem Gipfel hast du erst die Hälfte der Strecke hinter dir – zurück musst du es auch noch schaffen!

Und das ist auf der Erzbahn, die Bochum mit dem Rhein-Herne-Kanal (und damit indirekt auch der Halde Hoheward) verbindet, so eine Sache: Äußerst subtil geht es den ganzen Weg zum Kanal bergab, ohne dass man das wirklich bemerken würde. Auf dem Rückweg nach Bochum kommt dann das Erwachen: Warum ist die Radelei auf einmal so mühsam? Dazu kommen diesmal auch die recht niedrigen Temperaturen, die zum Nachmittag hin noch spürbar fallen. Und so können Kakao und Dusche zuhause, nach Ende der Tour, gar nicht heiß genug sein!

Nein, natürlich kenne ich das Höhenprofil dieser Route schon seit Langem. Und doch war es hintenraus (wieder einmal) recht anstrengend. Allerdings durfte ich auf akzeptabel feuchtem Geläuf feine Erzbahn-Kilometer ohne Auto-Stress erleben – bei einem Wetterchen, das für Mitte November ein echtes Geschenk ist.

November in der Stadt

Bochum-Langendreer – BO-Zentrum – BO-Stiepel – Hattingen – Witten-Herbede – BO-Langendreer (37 km, Ø 25 km/h, als GPX herunterladen)

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Bochum, ich komm aus dir! Oder wie man hier liebevoll sagt: Woanders is auch kacke!

Nun hat sich der November doch über dem Land festgefressen: Immer wieder regnet es, und das Thermometer will ums Verrecken nicht mehr als 8 Grad anzeigen. Radfahren will ich trotzdem, et nützet ja nix! Ein zunächst banger Blick aufs Niederschlagsradar macht Mut: Die Straßen sind vom vormittags durchgezogenen Regen noch feucht, aber offenbar kommt erst einmal kein neuer Niederschlag von Westen nach. Ab und an grinst sogar die Sonne verwegen durchs Gewölk!

Ich pelle mich also in Textil, obenauf das schreiend-neongelbe Trikot, das ich noch gar nicht so lange im Schrank habe. Maximale Sichtbarkeit ist die Devise! Gegen kalte Füße (und die Nässe der Straße) kommen nach langer Zeit auch mal wieder die Neopren-Füßlinge zum Einsatz, die mir schon seit diversen Jahren treue Dienste leisten. Und dann gehts ab in Richtung Innenstadt.

Es ist im ganzen relativ ruhig auf den Straßen, und ich komme gut voran. Schade ist, dass Radwege in Bochum offenbar nicht oder nur nachrangig vom aktuell recht massiv fallenden Laub bereinigt werden: So manchen Radweg muss ich freundlich dankend ignorieren, weil ich schlicht nicht riskieren will, mich auf der seifigen Laubschicht zu maulen. Auch Steine und Stöcke sind in der geschlossenen Laubdecke nicht auszumachen. Das ist mir mancherorts einfach zu heiß, und ich weiche auf die Fahrbahn aus.

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Auf deiner Königsallee findet nun auch wieder Radverkehr statt.

Immerhin stellt sich die Radweg-Frage auf der Königsallee südlich der Wasserstraße nicht mehr: Hier hat die Stadt den recht fragwürdigen Radweg, der an dieser Stelle bis vor Kurzem noch dem Gehweg abgetrotzt wurde, schlicht entfernt. Ein Schild weist die Autofahrer darauf hin, dass auch Radfahrer legitimer Teil des Verkehrsgeschehens sind – das ist natürlich gut gemeint und vor allem nach deser baulichen Änderung sicher hilfreich. Andererseits kann man das durchaus auch auf eine Stufe mit der Beschilderung “Geh bei Grün, der Kinder wegen” an Fußgängerampeln stellen: Muss man das wirklich extra nochmal klarstellen?

Entspannt steuere ich auf Stiepel zu. Nun könnte ich hinab zum Kemnader See und von dort nachhause fahren, entscheide mich aber noch für einen kleinen Schlenker über die Kosterstraße hinab nach Hattingen. Das geht ganz gut ab, aber auch hier liegt immer wieder nasses, glitschiges Laub auf dem Radweg, also übertreibe ich es nicht.

Über Witten-Herbede fahre ich dann wieder nachhause, wo mich eine dampfend-heiße Dusche erwartet. Es ist wieder einmal ein wunderbares Gefühl, dem inneren Schweinehund zuhause in den Schrank gesperrt und schöne, wenngleich nasskühle, Kilometer auf dem Rad erlebt zu haben.

Ruhrgebiet, deine Halden: Rheinelbe Gelsenkirchen

Bochum-Langendreer – BO-Zentrum – Wattenscheid – Halde Rheinelbe – Wattenscheid – BO-Zentrum – BO-Langendreer (44 km, Ø 27 km/h, als GPX herunterladen)

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Nur im Ruhrgebiet: Aussichtsplattform an der Autobahn

Meine heutige Tour soll mich auf eine Halde führen. Davon gibts schließlich einige hier im Ruhrgebiet, aber welche soll es werden? Auf Hoheward ists immer schön, aber dafür reicht die Zeit heute nicht; auch das Tetraeder auf der Halde Beckstraße in Bottrop, das schon sehr lange auf meiner Liste steht, ist deutlich zu weit entfernt.

Internet, to the rescue! Ich lande bei Julius Brockmanns informationsreichen Halden-Top-Ten auf ruhrwohl.de und finde dort auf Anhieb mein heutiges Tagesziel: Die Halde Rheinelbe in Gelsenkirchen! Die steht fast noch in Wattenscheid; streng genommen muss ich also nur einmal ans andere Ende der Stadt radeln. (Sorry, Wattenscheider.)

Das Ganze wird also ein sportlich-urbanes Asphalt-Brett! Irgendwelche touristischen Ambitionen (mal abgesehen vom zu erwartenden Ausblick von der Halde) schminke ich mir direkt ab und werfe mich gewohnt präsent und gewitzt ins Bochumer Gewühl. Wer weiß, worauf er sich einlässt, kann dabei echt Spaß haben; für zartere Naturen ist das aber definitiv nix.

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Radschnellweg 1 in Wattenscheid: Bestimmt nur noch weitere dreizehn Jahre, bis der endlich mal durch die ganze Stadt führt …

Ratzfatz erreiche ich über die Wittener Straße die Innenstadt, wo ich auf dem durchgangsverkehrfreien Boulevard innerhalb des Rings erst einmal durchatmen kann. Doch schon bin ich wieder auf der Alleestraße, wo der Wahnsinn ungebremst weitergeht, und biege in die Wattenscheider Straße ein. Die überquert am Autobahndreieck Bochum-West die A 40, ein zutiefst hässlicher und lauter Ort – und doch schlummert hier eine Perle, wie sie wohl nur im Ruhrgebiet zu finden ist: Das Autobahndreieck hat seine eigene Aussichtsplattform! Die hat nichtmal wenig Geld gekostet und steht auch schon ein paar Jahre hier, darf mangels jeglicher Ausschilderung oder Erreichbarkeit aber immer noch als Geheimtipp gelten. Und dann dieser vollkommen unverbaute, unverfälschte Blick auf die Autobahn – auch noch DIE Autobahn, die A 40, die innige Hassliebe des gesamten Potts!
Ja, das ist das Ruhrgebiet, das mir über die Jahre so ans Herz gewachsen ist: Klar is’ scheiße hier, aber das darf gern jeder sehen!

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Vorfahrt für Fahrräder: Schon geil!

Ich durchquere Wattenscheid und finde an der Parkstraße tatsächlich die Zufahrt zum Radschnellweg 1. Der soll mal das komplette Ruhrgebiet von West nach Ost durchqueren und so quasi als “A 40 für Radler” den Pott verbinden; die Planungen dafür laufen seit 2010. Allerdings hat es die Realisierung dieses an sich großartigen Plans nicht ganz so eilig: Bis auf ein paar fertiggestellte Teilstücke existieren vor allem eine Menge Hochglanz-Prospekte mit schicken Konzeptgrafiken. Und so bleibt der RS 1 in seiner Funktion als alles verbindender Radschnellweg vermutlich noch sehr lange ein Mythos aus ferner Zeit, den man sich abends an den Lagerfeuern der Anrainerstädte geheimnisvoll zuraunt. Inzwischen schon generationenübergreifend!
Aber ich will mal nicht nur motzen: Es ist schon ein Genuss, auf dieser Fahrradautobahn zu radeln. Keine Bettel-Ampeln, keine Verschwenkungen, keine Drängelgitter: Mit so einer Infrastruktur bekommt man die Leute aufs Rad! Wie schnell, entspannt und ungefährdet käme ich von Langendreer in die Innenstadt, wenn es dort den RS 1 schon gäbe! Dann könnten die Autos die Wittener Straße gern wieder für sich haben, Fahrradfahren ist dort ja strukturell überhaupt nicht vorgesehen.

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Wo die Beschilderung am RS 1 schon steht, ist sie sehr ordentlich.

Schließlich entdecke ich vom Radschnellweg aus auch die Halde Rheinelbe, das Ziel meiner Reise. Den Weg dorthin finde ich mehr schlecht als recht, hier fehlts schlicht noch an Beschilderung. Aber dann wetze ich den Kiesweg hinauf (nur so mäßig schön mit dem Rennrad) und genieße oben den Ausblick. Die Halde ragt mit etwa 40 Metern nicht wahnsinnig hoch auf, aber das reicht allemal, um ihre Besucher über die Landschaft zu heben und ihnen damit einen hervorragenden Rundumblick zu verschaffen. Ich sehe die Bochumer Innenstadt, aber im Nordosten auch die Halde Hoheward in Herten; in der anderen Richtung blitzt das helle Dach der Schalke-Arena. Ganz schön was zu entdecken von hier oben!

Nach diversen Fotos und einem interessanten Schwatz mit anderen Besuchern trete ich dann aber doch den Rückweg an. So langsam muss ich wieder heim, und ich nehme mir vor, innerhalb einer Stunde zurück in Langendreer zu sein. Das scheint mir ein ambitioniertes Ziel, und so mache ich dann auch keine halben Sachen. Mit Schmackes wühle ich mich durch den innenstädtischen Verkehr, oft flotter als die Autos. Um dann exakt 50 Minuten später zuhause anzukommen: Na, das nennt man wohl Planübererfüllung!

Summer in the city

Bochum-Langendreer – BO-Innenstadt – BO-Stiepel – Kemnader See – BO-Langendreer (30 km, Ø 27,2 km/h)

Wie kann man denn dieses tolle Wetter ungenutzt lassen? Auch wenn ich nicht wahnsinnig viel Zeit habe, schwinge ich mich auf den Renner und reiße eine kleine Asphalt-Runde ab. Neben urbanem Gewühl in der Innenstadt gönne ich mir auch noch Höhenmeter in Stiepel und viel Grün am Kenmnader See. Pausen gibts aber keine, denn mein Zeitfenster ist nicht allzu groß. Heim, duschen, Tagwerk!

Stiepel und Kemnade

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Kemnader See

Bochum-Langendreer – BO-Zentrum – BO-Stiepel – Kemnader See – BO-Langendreer (30 km)

Auf meine Sprockhövelrunde hätte ich mal wieder Lust! Das Wetter ist für Anfang Januar verdammt mild, regnen tuts grad auch nicht: Ab auf den Renner! Viel Zeit ist aber leider nicht, also verschiebe ich Sprockhövel und flitze “nur einmal schnell” in die Innenstadt. Schön wenig los auf den Straßen! Ich verzichte auf die Runde um den Innenstadtring und nehme vom Hauptbahnhof den direkten Weg zur Königsallee. Entlang dieser schnaufe ich hinaus nach Stiepel, von wo aus ich mich dann mit Wonne hinab zum Kemnader See fallen lasse. Kurzer Foto-Stopp auf dem Wehr, und schon bin ich wieder auf dem Heimweg. Weil der Wind günstig steht, knalle ich dabei die Kleinherbeder Straße mit glatt 40 hinauf – geil!
Dass am Ende trotz des Herumgebärbels am See immer noch ein 26er Schnitt auf dem Tacho steht und ich trocken wieder zuhause angekommen bin, macht die Tour rund – nun ab unter die Dusche und dann weiter im Tagesprogramm!