Nagelneuer Kack-Radweg in Langendreer: Das sagt das Tiefbauamt

Im Mai hatte ich eine kleine Polemik über den Radweg entlang der Baroper Straße an deren Kreuzung mit der Hauptstraße in Bochum-Langendreer verfasst. Der ist aber auch wirklich kacke: Ganze zweihundert Meter lang, enthält er gleich zwei Bettel-Ampeln infolge sowie eine kreuzgefährliche, weil vollkommen unklare Vorfahrtssituation. Und damit auch kein klar denkender Radfahrer auf die verrückte Idee kommt, dieses freundliche “Fuck you” der Stadt zu ignorieren und lieber sicher und präsent auf der Fahrbahn zu fahren, besteht dank blauem Radweg-Schild natürlich Benutzungspflicht.

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Wer hat hier Vorfahrt: Rechtsabbieger oder geradeausfahrender Radfahrer?

Städteplanerische Mittelfinger bin ich auf dem Rad gewohnt und kann lächelnd damit umgehen. Wir sprechen hier schließlich über Bochum! :)
Aber die potentielle Lebensgefahr, die von der unklaren Vorfahrtsregelung an der Querung des Rechtsabbieger-Streifens zur A 448 ausgeht, ist halt nicht mehr wegzuschulterzucken. Deshalb fragte ich dazu per E-Mail beim Tiefbauamt der Stadt Bochum nach. Die Antwort kam ein paar Tage später:

An der benannten Örtlichkeit ist ein Zeichen 205 (Vorfahrt gewähren) der Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) für Radfahrende, die die Fahrbahn kreuzen, seitens der Straßenverkehrsbehörde angeordnet. Ich habe soeben die für die dortige Straßenunterhaltung zuständige Behörde Straßen.NRW um Aufstellung des Verkehrsschildes gebeten, damit die Vorfahrt wieder eindeutig geregelt ist.

Ein straßenbegeleitender Radweg hat vor Rechtsabbiegern grundsätzlich erst einmal Vorfahrt (§ 9 Abs 3 StVO). Mit meiner Vermutung, dass diese dem Radfahrer hier hochoffiziell per Verkehrszeichen genommen werden soll, lag ich also richtig.
Ich hoffe nun, dass der freundliche Mitarbeiter des Tiefbauamts da recht schnell eine Lösung organisieren kann: Der Radweg – und damit die Gefahrenstelle – existiert nun immerhin seit einem Jahr.

Wie ernst es die Stadt Bochum ganz generell mit einer halbwegs gleichberechtigten Integration von Fahrradfahrern in den Straßenverkehr meint, darf anhand der an der Baroper Straße gebotenen Bevormundung und Schikane aber durchaus kritisch hinterfragt werden.

Nagelneuer Kack-Radweg in Langendreer

Bochum-Langendreer – Witten – Kemnader See – BO-Langendreer (27 km)

Vor nicht allzu langer Zeit im Bochumer Tiefbauamt:
“Chef, die Presse meckert, wir hätten immer noch zu wenige Radwege in Bochum!”
“Immer ist irgendwas! Hm, wird nicht eh gerade die Kreuzung Hauptstraße/Baroper Straße in Langendreer für die Straßenbahn neu gebaut? Lassen Sie das Planungsbüro halt noch einen Radweg anflanschen! Aber benutzungspflichtig! Und Grün gibts für diese zweirädrigen Rambos erst, wenn sie brav den Bitte-Bitte-Knopf gedrückt haben! Wegen der Sicherheit, wissenschon!”
“Aber Chef, ein Radweg ist an dieser Stelle gar nicht sinnvoll, da ist ja auch gleich die Autobahnauffahrt … am Ende gefährden wir die Radfahrer dort mehr, als wir Ihnen helf–”
“Quatsch, Grabowski! Radweg ist Radweg!”

Exakt so muss dieser Dialog stattgefunden haben, denn was dem gen Osten fahrenden Radfahrer seit einiger Zeit an besagter Kreuzung angeboten wird, darf man getrost als “Kack-Radweg” bezeichnen.

Kurz vor der Kreuzung beginnt benutzungspflichtig der Radweg und führt neben der Fahrbahn zur Kreuzung hin. Hier wartet die erste Bettel-Ampel auf die Pedalisten: Grün wirds erst, wenn man den Knopf drückt. Es geht also nicht ohne Anhalten – auch nicht, wenn die Autofahrer direkt daneben gerade Grün haben. Das sind doch erst die infrastrukturellen Kleinigkeiten, die einen so richtig zum Fahrradfahren motivieren!

Nach der Überquerung der Fahrbahn der Hauptstraße kreuzt der Radweg dann die von Witten kommende Rechtsabbiegerspur – Bettel-Ampel Nummer zwei. Wollt ihr mich veralbern?

Die eben gequerte Fahrspur wird auch sogleich zur Abbiegespur in Richtung Autobahnauffahrt; man muss sie also ein Stück weiter erneut kreuzen. Allerdings ist hier die Vorfahrtsregelung alles andere als eindeutig: Den Radfahrern – und vor allem auch den Autofahrern! – suggeriert sowohl die Fahrbahnmarkierung (rote Radweg-Farbe endet, sogar mit weißer Punktlinie quer zum Radweg!) als auch das erst nach (!) der Radweg-Querung stehende Vorfahrt-achten-Schild (hier gehts um die von links kommenden Autos), dass die Rechtsabbieger Vorfahrt hätten. Wie meinen? Hat ein straßenbegleitender Radweg nicht grundsätzlich Vorrang vor Rechtsabbiegern?

Keine 200 Meter, nachdem er begann, endet der schicke neue Radweg dann auch schon wieder: In einem Seitenstreifen, der (wenn auch nicht explizit dafür freigegeben) stets intensiv zum Parken genutzt wird. Erleichterung des Einfädelns zurück auf die Fahrbahn? Fehlanzeige! Und das kleine Zusatzschild “Ende” unter dem blauen Radweg-Schild dürfte den meisten Autofahrern schlicht nicht auffallen – die ärgern sich einfach nur, dass wieder so ein blöder Radfahrer “den Radweg ignoriert” und vor ihnen auf die Fahrbahn rauszieht.

Was für ein Kack-Radweg. Nagelneu und fein rot bemalt, und doch nur ein Feigenblatt: Seht her, wir haben euch doch Infrastruktur gebaut!
Bettel-Ampeln sind in meinen Augen (genauso wie Drängelgitter und rumpeliger Langsamer-Fahren-Fahrbahnbelag) nichts als ein lupenreiner Stinkefinger ins Gesicht mündiger Radfahrer. Und doppelt hält so ein freundlicher Gruß bekanntlich besser!
Bei der getrost als “fahrlässig zweideutig” zu bezeichnenden Vorfahrtssituation an der Abbiegespur zur Autobahn hört der Spaß dann aber endgültig auf.

Ich habe das Tiefbauamt der Stadt Bochum angeschrieben und um Beantwortung der simplen Frage gebeten: Wer hat an dieser Stelle Vorfahrt, Radfahrer oder Rechtsabbieger?

Update 05.06.

Das Tiefbauamt hat geantwortet: Es fehlt schlicht noch ein Verkehrsschild.
Mehr dazu hier: Nagelneuer Kack-Radweg in Langendreer: Das sagt das Tiefbauamt

Voll am See

Bochum-Langendreer - Umrundung Kemnader See - BO-Langendreer (22,8km)

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Suchbild am querenden Radweg: Wo ist das Vorfahrt-gewähren-Schild?

Weil das Wetter ausnahmsweise mal mitspielt (was ist denn das für ein Sommer dieses Jahr…?) und der Zeitplan es erlaubt, gönne ich mir eine Heimatrunde um den Kemnader See. Leider ist dort ziemlich voll, was viel Aufmerksamkeit erfordert. Zudem habe ich diesmal das Gefühl, dass sich die drei Hauptgruppen, die den See umrunden – Fußgänger, Skater und Radfahrer – regelrecht belauern, um sich gegenseitig Fehlverhalten vorwerfen zu können. Krönung des Ganzen ist ein Radfahrer, der mich auf dem Radweg anmeckert, dass ich da nicht zu fahren hätte. Das es sich um einen Radweg handelt, will er nicht mehr hören und schiebt abwinkend und schimpfend weiter. Mein lieber Scholli, entspannt ist aber anders.

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Auflösung: Von einem merkbefreiten Primaten um 90 Grad gedreht.

Mein negatives Highlight ist allerdings die Zufahrt zum See-Parkplatz (Google Maps). Diese wird vom Radweg gekreuzt, Radfahrer haben dort Vorfahrt. Dementsprechend ist die Parkplatzzufahrt für Autos in beiden Richtungen mit Vorfahrt-gewähren-Zeichen beschildert. Ein “Spaßvogel” hat nun eines dieser Schilder um 90 Grad gedreht (”höhö, da müssen die blöden Radfahrer jetzt warten!”). Das wiederum hat zur Folge, dass sich im schlechtesten Fall Fahrrad- und Autofahrer ihrer Vorfahrt gewiss sind und es herzhaft scherbelt. (Was während der fünf Minuten, die ich an dieser Stelle stand, einmal tatsächlich fast passierte.)
Da sonntags nicht mit Einsatzfähigkeit des Tiefbauamts zu rechnen ist, melde ich diesen gefährlichen Missstand der Polizei – und ärgere mich auf dem Heimweg (mehr als mir lieb ist) über derartige Idiotie.

Radfahrer bitte absteigen

Bochum-Langendreer - Witten - Kemnader See - BO-Langendreer (22,4km, Ø 15,5km/h)

2011-07-03_1.jpgLiebe Sportfreunde vom Kanuclub Witten,

es freut mich, dass ihr zum Drachenboot-Cup “Days of Thunder” Glück hattet mit dem Wetter, die Stimmung gut und überhaupt alles dufte war.
Doof nur: Ihr habt mit eurer Veranstaltung - ohne irgendeine Alternativroute zu empfehlen - schlicht den Ruhrtalradweg unterbrochen.

2011-07-03_2.jpgDas Schild “Radfahrer bitte absteigen” deutete für mich darauf hin, dass ich zumindest durchkäme, aber das war zu optimistisch. Ich musste mich über eine holprige Wiese irgendwie durch die Massen mogeln, was mit dem zweispurigem Anhänger am Rad alles andere als ein Vergnügen war. Dabei wurde ich teils mitleidig, teils genervt angeschaut: Wie kann er sichs auch wagen, auf einem Fernradwanderweg radfahren zu wollen?
Das hat mich ein wenig geärgert, genauso wie die Antwort auf meine Frage nach einer Umleitung. Die wurde nämlich ziemlich barsch mit “gibts nicht” abgebügelt.

Ich hoffe, dass die Veranstaltung allen anderen mehr Spaß gemacht hat als mir und würde mich freuen, wenn ihr beim nächsten Mal auch die “durchreisenden” Radler mit in die Planung aufnähmet. Danke :)

Diesen Text habe ich in ähnlicher Form ins Gästebuch das KC Witten geschrieben und bin nun gespannt auf Reaktionen.

Kleine Mordversuche unter Freunden

Bochum-Langendreer - Witten-Heven - Lottental - BO-Stiepel - BO-Zentrum - Ruhrpark - BO-Langendreer (30,9km, Ø 29,0km/h)

2010-09-21_1.jpgMein Plan war, das idyllische Lottental nach Stiepel hinauszufahren, um von dort über die Innenstadt wieder den Heimweg anzutreten. Es war also zu erwarten, daß der erste Streckenteil recht ruhig und geschmeidig, der zweite eher stressig werden würde.

Der Streß begann leider schon, bevor ich überhaupt das Lottental erreichte: Schon nach wenigen hundert Metern Fahrt hatte ich einen Bus der Bogestra hinter mir, dessen Fahrer nicht den allergeduldigsten Anschein machte. Ich suchte gerade nach einer ausreichend langen Lücke zwischen den parkenden Autos, um nach rechts ausscheren und ihn vorbeilassen zu können, als er plötzlich mit wenigen Zentimetern (!) Seitenabstand zum Überholen ansetzte. Rechts parkende Autos, etwa 35 auf dem Tacho und dann links ein Bus auf Amok - für derlei Nahtoderlebnisse fahr ich ja überhaupt erst Rad, liebe Bogestra!
Einem “normalen” Autofahrer hätte ich das vielleicht noch als unüberlegte Dummheit durchgehen lassen, aber ein Berufskraftfahrer kann solche Aktionen einfach nicht bringen. Er hat mich gesehen, er kennt die Ausmaße seines Busses - das war in meinen Augen eine vorsätzliche Gefährdung. Daß ihm wenige Sekunden in seinem Fahrplan wichtiger waren als mein Leben, nehm ich ihm übel. Drecksspacken.

2010-09-21_2.jpgImmerhin wurde es dann im Lottental so entspannt, wie ich mir das vorgestellt hatte, und mein Puls nahm wieder normale Werte an. Nach Stiepel hinaus hatte ich zwar ein wenig zu schnaufen, aber das schieb ich auf die inzwischen länger gewordenen Trainingspausen. Die Königsallee hinunter ließ ichs flott, aber ohne Rekord-Ambitionen laufen und drehte ein trotz Feierabendgewühls geradezu angenehmes Ründchen durchs Bochumer Zentrum.
Am Ruhrstadion vorbei (wie lang soll auf der Castroper eigentlich noch gebaut werden…?) fuhr ich zum Ruhrpark, um dann auf dem Weg nachhause noch einen kleinen Umweg über Werne einzuschieben. Das Wetter war einfach zu schön…