Herdecke, die Tour im Nacken

Bochum-Langendreer – Witten – Herdecke – Wetter – Wengern – Witten – BO-Langendreer (28 km, Ø 27 km/h)

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Die Ruhr in Wetter

Mein Herdecke-Ründchen bezeichne ich einfach mal ganz großspurig als Strecken-Check für die Deutschland-Tour: Deren Fahrer schossen auf ihrer dritten Etappe zwischen Arnsberg und Essen nämlich kurz nach mir das Endertal hinab und überquerten dann die Ruhr in Wetter, um auf der anderen Seite über Voßhöfen weiter zu rasen. Vermutlich waren sie dabei annähernd doppelt so schnell wie ich unterwegs!
Auf sie zu warten, fehlte mir aber leider die Zeit, und so fuhr ich meine Herdecke-Runde bei feinstem Wetter und ohne übertriebene sportliche Ambitionen ganz unspektakulär zuende.

Variantes de Sprockhœuvle: Landstraßengenuss, warm und feucht

Bochum-Langendreer – Witten-Bommern – Querung Hammertal – Sprockhövel – Querung Wodantal – Oberelfringhausen – Wuppertal-Schraberg – Haßlinghausen – Silschede – Wetter – Witten – BO-Langendreer (58 km, Ø 24 km/h, 1100 Hm, als GPX herunterladen)

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Buswartehäuschen an der Speckbahn: Hier hilft man sich halt selbst

Oh krass, ist das tropisch draußen. Bei 28 Grad ist die Luft nach dem ständigen Regen der letzten Tage (Wochen?) immer noch so feucht, dass man sie fast löffeln könnte. Aber nützt ja nix, zumindest scheint die Sonne, da muss ich natürlich raus!
Ich habe (mal wieder!) Lust auf Sprockhövel. Allerdings war mir die an sich recht schicke Variante über Dahlhausen eine Woche zuvor hintenraus dann doch etwas zu urban, also will ich heute doch wieder im Süden zurückfahren. Und auf dem Weg natürlich möglichst viele von diesen ruhigen schmalen Landstraßen beräubern! Kürzlich hatte ich ja die Speckbahn entdeckt und sofort ins Herz geschlossen, die soll mich heute auch gleich aus Bommern nach Südwesten führen. Weiter gehts auf dem Deitermannsknapp, der mich hinunter ins Hammertal bringt. Klar, hierher hätte ich es durch Herbede viel schneller und bequemer geschafft, aber heute suche ich ja bewusst nach Wegen abseits des Trubels. Dass die bisweilen länger (und auch steiler!) sind, ist quasi Teil des Plans.

Schnaufend verlasse ich das Hammertal auf der anderen Seite wieder. Der Anstieg ist knackig, aber die feuchte Wärme macht das Ganze diesmal besonders anstrengend. Sobald ich merke, dass der Puls zu hoch geht, mache ich kurze Trink- und Atempausen. Gesundheit geht vor, das wird eh kein Knüller-Schnitt heute!
Auf der Paasstraße überquere ich das Wodantal, das ich eine Woche zuvor noch hinabgeschossen war. Immer wieder muss ich anhalten und prüfen, ob ich mich noch auf meiner ausgeknobelten Route befinde. Dann aber erreiche ich das Felderbachtal: Hier war ich kürzlich erst, nun fahre ich auf bekannten Pfaden weiter und muss mich nicht mehr um die Navigation kümmern. Statt auf Straßennamen achte ich nun auf all die schönen kleinen und großen Dinge links und rechts der Straße, das ist trotz der Schwüle einfach ein wunderbares Radeln.

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Formidable Landstraße namens Waldweg in Hattingen: Name ist Programm

In Schraberg erreiche ich dann wieder meine Standardroute über Silschede und Grundschöttel hinab nach Wetter, hier ist auch wieder deutlich mehr Verkehr. Dafür gibts zumindest auch schicke und teils sehr alte Autos und Motorräder zu bewundern! Der Rest der Runde ist dann das Standardprogramm über Wengern, aber angenehm zu fahren und ohne unnötigen Stress. Allerdings merke ich hintenraus, dass die heutigen Bedingungen durchaus ihren Tribut verlangen, und kämpfe auf den letzten Anstiegen gegen die sich immer vehementer ankündigenden Oberschenkel-Krämpfe. Reicht für heute!

Die Suche nach den kleinen Landstraßen abseits der Durchgangsrouten auf den letzten Touren hat sich wirklich ausgezahlt. Ich habe viele tolle neue Wege entdeckt, die meisten auch anstandslos rennertauglich. Sicher werden mir da noch viele Varianten einfallen - und falls mich mal wieder ein Ortsunkundiger mit dem Rad besucht, kann ich ihm nicht nur das Ruhrgebiet mit Industriekultur, Halden und urbanem Gewühl anbieten, sondern auch liebliche Mittelgebirgs-Landstraßen mit knackigem Sport-Faktor. Prima!

Variantes de Sprockhœuvle: Wodantal

Bochum-Langendreer – Witten – Wengern – Voßhöfen – Hiddinghausen – Schee – Wodantal – Velbert-Nierenhof – Hattingen – BO-Dahlhausen – BO-Linden – BO-Querenburg – BO-Langendreer (62 km, Ø 26 km/h, als GPX herunterladen)

Weil mein letzter Besuch im Wodantal schon seeehr lange her ist, variiere ich meine Sprockhövel-Runde heute recht grundlegend: Ich will nicht südlich über Haßlinghausen zurückfahren, sondern nördlich über Bochum-Dahlhausen.
Auch im Detail will ich viel Neues ausprobieren und biege hinter Wengern in Richtung Voßhöfen ab. Nun bin ich auf diesen kleinen, schmalen Landstraßen unterwegs, die ich so sehr mag; auch wenn (oder gerade weil) die sich bisweilen durchaus kurven- und steigungsreich durch die Landschaft schlängeln. Ich komme an kleinen Gehöften vorbei, fahre durch Wald und Feld, und versuche dabei tunlichst, größere Straßen zu meiden. Das geliebt mir fast schon zu gut, denn zwischendurch rumpele ich dann auch schonmal über Wald- und Schotterwege. Andererseits beschert mir das auch viele tolle Ausblicke, sportlich knackige Anstiege und den einen oder anderen Schmunzler: Welche Geschichte wohl das Haltestellenschild “Zur Zuckermaus” am Hof Schemmannsberg haben mag…?

In Schee/Quellenburg erreiche ich dann das Wodantal, das ich mit Schmackes hinunterfetze. Das macht Spaß, allerdings ist auch verdammt viel motorisierter Verkehr unterwegs - das Wetter lockt natürlich nicht nur Radfahrer auf die Straßen, sondern auch viele (zugegeben, schicke) Autos und Motorräder. Die schiere Menge an Fahrzeugen nötigt mir aber einiges an Konzentration ab.

Unten in Velbert-Nierenhof angekommen, biege ich in Richtung Ruhr ab. Der folge ich bis nach Dahlhausen - ab hier bin ich wieder in urbanem Gebiet unterwegs. Das ist natürlich nicht mehr so schön, aber dafür darf nun der sportliche Ehrgeiz nochmal so richtig ran. Südlich der Bochumer Innenstadt quere ich durch Linden, Weitmar und Querenburg zurück nach Langendreer.

Sprockhövel: Mittendurch statt nur vorbei

Bochum-Langendreer – Witten-Herbede – Sprockhövel – Haßlinghausen – Silschede – Wetter – Witten – BO-Langendreer (47 km, Ø 27 km/h, als GPX herunterladen)

Auf meinen Sprockhövel-Runden (von denen ich, zumindest bisher, einfach nicht genug bekommen kann) fahre ich auf irgendeine Weise immer am Stadtzentrum von Sprockhövel vorbei. Meine heutige Variante hingegen führt mich mitten hindurch – das gewinnt beileibe keinen Tourismus-Preis, ist auf dem Fahrrad aber auf jeden Fall deutlich angenehmer als der Weg über die vierspurige South-Kirkby-Straße, auf der die Autofahrer immer gar nicht so recht wissen, wie sie mit diesem komischen Fahrradfahrer umgehen sollen.

Ich mag die Routen um Sprockhövel herum vor allem für ihr angenehmes bis knackiges Auf und Ab, man ist oft recht ländlich unterwegs und kann immer wieder wunderbar sportliche, aber mental entspannte Landstraßenkilometer genießen. Einzig zwischen Hobeuken und Haßlinghausen ists manchmal fast schon urban-trubbelig – aber auch das kann ja manchmal ganz reizvoll sein.