Kleine Wittener Heimatkunde: Ode an die Speckbahn

Bochum-Langendreer – BO-Querenburg – BO-Stiepel – Witten-Vormholz – WIT-Bommern – Witten – BO-Langendreer (27 km, Ø 26 km/h, als GPX herunterladen)

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Blick von der Surkenstraße: Die dicken Betonpötte der Ruhr-Uni schippern stoisch durch die grünen Wellen der Landschaft.

Ach, wie liebe ich all diese kleinen und großen Wunderlichkeiten und Lieblichkeiten des Ruhrgebiets, die ich in all den Jahren schon entdecken durfte! Neu in dieser (zugegeben, recht eigenwilligen und hochgradig persönlichen) Sammlung ist die Speckbahn in Witten. Dieses Kleinod von Straße trägt nicht nur einen überaus großartigen Namen, sie bildet ganz pragmatisch gesehen auch eine Querspange zwischen dem Hammertal und Bommern. Diesen an sich schnöden Zweck erfüllt sie jedoch mit geradezu liebreizender landschaftlicher Hingabe – und führt den, der sie bereist, auf wunderbarem Asphalt über Wald und Feld durch Wittens Süden. Dabei geht es keck mal bergan, mal bergab, und hier und da eröffnet sich auch ein bezaubernder Blick übers Ruhrtal. Kurzum, die Speckbahn ist eine (leider viel zu kurze!) Landstraßen-Herrlichkeit, die meinem Rennrad und mir eine reine Freude ist.

Aber all die euphorisch geschmetterten Lobeshymnen mal beiseite: Tatsächlich klafft auf meiner persönlichen Radelkarte im Wittener Süden ein bisher unerschlossener weißer Fleck. Der Weg durchs Hammertal führte mich bisher stets nach Sprockhövel, und auch Bommern war immer nur Zwischenstation von und nach Süden. Dazwischen jedoch, in den Wäldern der Stadtforste Vormholz und Muttental, da war ich mit dem Rad noch nie. Und so entdeckte ich diesen Teil Wittens erst, als ich dort jüngst mit dem Auto eiligen Erledigungen nachging. So eine reizvolle Landstraße, warum war ich denn hier noch nie auf dem Rad?

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Durch diese hohle Gasse musst’ er kommen: Blick zurück auf den Deitermannsknapp. Das Schild kündet von 11%.

Damit meine Tour nicht allzu kurz wird, starte ich zunächst in Richtung Ruhr-Uni auf der Universitätsstraße. Die ist sehr speziell, und es gilt: Radler, sei präsent! Auf diesem für den tatsächlichen Verkehr vollkommen überdimensionierten, sechsspurigen (!), aber zumindest im Langendreerer Abschnitt vollkommen fuß- und radweglosen Highway nehme ich natürlich die komplette rechte Spur für mich in Anspruch. Die paar Autos, die hier entlangjuckeln, können das bittesehr auf den beiden anderen Richtungsfahrspuren erledigen, für die rumpel ich doch nicht devot am Bordstein durchs Gemüse.
Ganz sicher ist auch die Universitätsstraße eines dieser versteckten und reichlich verschrobenen Highlights des Ruhrgebiets. Glaubste nicht, musste gesehen haben!

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Blick übers Ruhrtal hinauf nach Stiepel. Hey, dort oben war ich doch eben noch!

Jedenfalls biege ich nach Passieren der Universität in Richtung Stiepel ab und stehe auf einmal vor der Stiepeler Wand: Die Surkenstraße führt steil hinauf und verlangt mir schon einmal ganz gut Puste ab. Dann rase ich hinab, überquere die Ruhr und erreiche das Hammertal. Statt diesem aber zu folgen, biege ich diesmal vor der Unterquerung der A 43 links ab in den Deitermannsknapp. Nun wirds ländlich – und wieder steil. Aber die Schinderei lohnt sich, denn jetzt bin ich in meinem Zielgebiet: Über die Kämpenstraße erreiche ich die Speckbahn, und es beginnt die eingangs hold besungene Landstraßenfreude. Herrlich ist das hier, aber leider auch viel zu schnell vorbei: Nur allzu fix führt mich die Rauendahlstraße wieder zurück nach Bommern, von wo aus ich dann auf direktem Weg durch die Wittener Innenstadt wieder nachhause fahre.

Mit ein bisschen mehr Zeit ließe sich diese Runde sicher auch noch nett über den Kohlensiepen oder gar das Endertal verlängern. Oder wie wäre es nach Westen in Richtung Hattingen? Na, da werden mir sicher noch schöne Überland-Ausflüge einfallen, in die ich die Speckbahn einbauen kann!

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