Sinfonie für Fahrrad in Schnee-Dur

Bochum-Langendreer - Rheinischer Esel - Witten-Zentrum - Ruhrtalradweg - Runde um den Kemnader See - Bochum-Langendreer (29,5km, Ø 21,4km/h)

Es schneit. Mal wieder. Und dabei wollte ich doch mit dem Rad raus. Mëh.
Blick aufs Thermometer, knapp über Null. Aus den Flocken sind auch schon eher Krümel geworden. Und überhaupt, an einem Wochentag-Morgen ist noch keine Sau unterwegs, da hab ich meine Ruhe auf den Radwegen. Und die Bäume sehen auch noch so herrlich weiß aus - ach was solls, ab in die Klamotten und raus!
Der Rheinische Esel ist an vielen Stellen noch richtig zugeschneit, sonst matschig bis pitschnass. Meine Neopren-Füßlinge halten dicht, und auch sonst bin ich optimal angezogen. Weder ist mir kalt, noch schwitze ich mich kaputt. Ich kann also völlig entspannt die Winterlandschaft genießen. Kopf aus, Beine an!
In Witten verlasse ich den Rheinischen Esel und quere direkt zur Ruhr hinunter. Auch den Ruhrtalradweg habe ich - bis auf ein paar vereinzelte Gassigeher - für mich allein. Ich kann ja den Winter eigentlich nicht besonders leiden, aber unter diesen Bedingungen muss ich zugeben, dass die Ruhe und die eingepuderte Landschaft schon etwas Angenehmes haben.

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Winterwunderland Ruhrgebiet: Die Ruhrschleuse in Witten-Heven. Am anderen Ruhr-Ufer die Burgruine Hardenstein. Aufs Bild klicken für volle Größe (2615 × 800 Pixel / 271 KB).
An der Schleuse in Heven wird die Ruhrtalfähre auf Vordermann gebracht. Ab Ende März soll sie wieder die Ruhr queren. Auch der Imbiss im alten Schleusenwärterhäuschen bekommt eine Renovierung, fleißige Menschen hämmern, schleppen, malern. Die freuen sich auch auf den bevorstehenden Frühling…
Weil ich mich pudelwohl fühle und noch ausreichend Zeit habe, umrunde ich auch noch den Kemnader See. Welche Ruhe, welche Entspannung! Am Hafen Heveney wirds dagegen dann fast schon stressig: Der Radweg ist hier (ziemlich brachial) gesperrt, die Asphaltdecke haben sie schon weggefräst. Hier soll die neue Skater-Strecke “Ruhr-In-Line” entstehen - mir soll recht sein, dass der Radweg dabei auch gleich neu gemacht wird. Ich wette allerdings um einen Sack Bemmen, dass das zuständige Freizeitzentrum Kemnade da wieder diese bekloppten Kopfsteinpflaster-Abschnitte einbaut. Für die Sicherheit, wissenschon. “Damit die Radfahrer nicht so rasen!” Was für eine Idiotie, da krieg ich jedes Mal Nackenfell. Aber warten wir mal ab, was passiert.
Im Zuge der Bauarbeiten für die Skaterstrecke ist auch gleich die Zufahrt zum See vom Ölbach aus gesperrt. Da bekomm ich gleich den nächsten Kamm: Jede usselige Dorfstraße bekommt bei einer Vollsperrung eine Umleitungsstrecke ausgeschildert - wieso macht man das bei Radwegen nie?
Nee, von derlei Schmalhirnigkeiten möchte ich mir aber nicht meine schöne Tour vermiesen lassen. Ich radle tiefenentspannt zurück nach Langendreer und ärgere mich auch überhaupt nicht mehr darüber, dass ich mein ziemlich eingesautes Bike nun wohl erstmal gründlich putzen muss: Diese tolle Ruhr-Runde war es wert!

Über die Ardeyschen Alpen

Bochum-Langendreer - Witten-Zentrum - Witten-Hohenstein - Auf dem Schnee (Witten/Herdecke) - Rheinischer Esel - Bochum-Langendreer (31,4km, Ø 18,9km/h)

2013-03-18_1.jpgAuf dem Wittener Hohenstein war ich ja lange nicht mehr. Und dann ein freier Tag! Und Sonnenschein! Nach dem langen, düsteren Winter sind ihre Strahlen die reinste Wonne, auch wenn es mit etwa zehn Grad noch kein echter Frühling ist. Aber wer will denn meckern, ab aufs Rad!
Da ich nun - Ende März! - überhaupt das erste Mal wieder auf dem Rad sitze, muss ich selbiges erst einmal wieder aus dem Winterschlaf wecken. Das beginnt schon zuhause mit frischem Schmiermittel für die Kette und endet erst an der Tankstelle, wo ich die Reifen und den Lautgeber wieder auf anständigen Betriebsdruck bringe.
Dann stürze ich mich wagemutig ins Wittener Baustellen- und Innenstadtgewühl, um auf schnellstem Weg zum Hohenstein zu gelangen. Dort hinauf steht der erste knackige Anstieg des Jahres an, und mir wird ganz schnell bewusst, wie wabbelig meine Waden tatsächlich noch sind. Auch konditionell bin ich noch weit vom Standard entfernt und muss zwischendurch sogar pausieren. Das furchtbar schlechte Kopfsteinpflaster macht die Sache nicht besser, das wird hier wohl noch in hundert Jahren die Radfahrer stressen.
Keuchend oben angekommen, genieße ich erst einmal den wunderbaren Blick übers sonnendurchflutete Ruhrtal. Kinder, ist das eine Wonne! Ganz nebenbei habe ich so wenigstens einen Grund für ein paar Minuten Pause, um den Puls wieder in gesunde Bereiche zu bekommen.

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Sonniger Panoramablick vom Wittener Hohenstein; unten rechts das Wasserkraftwerk Witten. Aufs Bild klicken für volle Größe (2043 × 800 Pixel / 533 KB).
2013-03-18_2.jpgDann sticht mich ein wenig der Hafer: Obwohl meine Waden eigentlich schon nachhause wollen, tippe ich “Herdecke” ins GPS-Helferlein. Ich bin ja nun schon oben auf dem Berg, und so sollte es doch eigentlich gut klappen, auf dem Kamm den Schnee zu erreichen. Der Schnee ist ein langgezogener Bergrücken, den man vom Norden her vom Rheinischen Esel aus erreicht. (Übrigens den Hülsenberg hinauf, der mich mit seinen 17% Steigung schon so manchen Fluch gekostet hat.) Südlich des Schnees liegt Herdecke im Tal, und ein paar Hügel weiter ist man an der Ruhr. In Summe bilden all diese Berge und Hügel das westliche Ende des Ardeygebirges.

Sklavisch meinem GPS-Navi folgend, lerne ich dann auch, warum es Ardeygebirge heißt - und kämpfe mich einige knackige Anstiege hinauf. Die, das muss ich natürlich gestehen, mit ein wenig mehr Training in den Beinen vielleicht gar nicht mehr sooo knackig sind.
2013-03-18_3.jpgDie zu dieser Zeit ausnahmsweise mal nicht so stark befahrene Ardeystraße bringt mich hinauf auf den Schnee, und ich überlege kurz, auf der anderen Seite nach Herdecke hinunterzuschießen. Aber das würde meine Runde deutlich verlängern - ich habe aber noch einen Termin zu erreichen und entschließe mich deswegen für die kürzere Variante.
Ich bleibe oben auf dem Schnee und genieße den tollen Blick ins Land, der sich nach links und rechts bietet. Dann lasse ich mich den Hülsenberg hinab zum Rheinischen Esel rollen, so bekommen die Bremsen auch noch ordentlich zu tun. Dem Esel folge ich so entspannt, wie das meinen Beinen noch möglich ist, quer durch Witten bis nach Bochum zurück.
Eine anstrengende, aber wunderschöne Tour - nun kann ich mich gelassen dem anstehenden Termin widmen.