Friesland reloaded: Sportliches Brett rund ums Wangerland

Friesland: Neuharlingersiel - Werdum - Middoge - Westrum - Sillenstede - Fedderwarden - Wilhelmshaven - Hooksiel - Schillig - Harlesiel - Neuharlingersiel (101,6km, Ø 23,3km/h; als GPX herunterladen)

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In Friesland sacht man moin!

Ein weit geöffnetes Zeitfenster vor einem Termin an der Nordsee schrie geradezu nach einer Variante meiner Friesland-Tour zum Vatertag. Also nahm ich erneut das Fahrrad mit in den Norden und startete morgens in Neuharlingersiel. Im Gegensatz zur Vorwoche war ich dieses Mal allerdings allein unterwegs.
Der Wetterbericht hatte für den Nachmittag die Ankunft einer dicken Regenfront angekündigt, die wollte ich gern vermeiden. Also plante ich die Tour sportlich - für die 100-Kilometer-Runde, die mich im Binnenland ostwärts bis zum Jadebusen und von dort an der Küste wieder zurückbringen sollte, plante ich brutto fünf Stunden ein. Ziemlich auf Kante genäht, also volles Tempo von Beginn an! Und bloß keine Zeit vertrödeln - meine erste Pause wollte ich erst am Jadebusen machen.
Diese Planung bereute ich auf dem Weg südostwärts ein wenig, war ich doch schon seit fünf Uhr wach (Anfahrt zur Nordsee mit dem Auto!) und hatte außer einem Croissant von der Tanke nichts gefrühstückt (bloß keine Zeit verlieren!). Teilweise schon verbissen stemmte ich mich also gegen den Ostwind und hatte - im Gegensatz zur Vatertagsrunde eine Woche zurvor - kaum ein Auge für die Schönheit der Landschaft und Dörfer. Immerhin taten die Waden ordentlich ihren Dienst - es sollte ja schließlich Sport sein und kein Sightseeing.
Nach mehr als sechzig Kilometern hatte ich dann endlich den Jadebusen erreicht und machte meine erste Pause. Das einzige schattige Plätzchen dafür fand ich unter einer der riesigen Löschbrücken der ehemaligen Raffinerie Wilhelmshaven, wo ich meinen Beinen eine Viertelstunde Ruhe und meinem Bauch diverse belegte Brötchen gönnte.

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Hafen Horumersiel: Hey, hier war ich doch schonmal ;)

Derart gestärkt und von nun an immer mit dem Wind im Rücken spurte ich ziemlich flott an der Küstenlinie entlang zurück in Richtung Neuharlingersiel. Immer noch hatte ich meinen selbstauferlegten und ziemlich knappen Zeitplan im Nacken: Halb drei Ankunft! Die immer dichter werdenden Wolken am Himmel bestätigten mich in diesen Überlegungen, und ich hetzte weiter. Nur eine kleine Pause gönnte ich mir noch, da hatte ich schon 85 Kilometer in den Beinen.
Und tatsächlich kam ich exakt halb drei wieder an meinem Ausgangspunkt Neuharlingersiel an. Es hatte bisher nicht geregnet, ich hatte meinen Zeitplan eingehalten und dabei einen sehr passablen Schnitt herausgefahren. Und endlich mal wieder ein richtig langes Brett mit mehr als hundert Kilometern!

Doof nur: Den ganzen Stress hätte ich mir eigentlich auch sparen können. Trotz aller dicken Wolken, geregnet hats dann erst in der Nacht. Aber umso besser, so konnte ich den Abend ganz entspannt draußen ausklingen lassen. Mit einem leckeren Fischbrötchen setzte ich mich auf den Deich und ließ es mir gutgehen - was für ein intensiver Tag!

Feierabendbrett

Bochum-Langendreer - BO-Zentrum - Wattenscheid - Essen-Überruhr - Baldeneysee - Essen-Werden - Baldeneysee - Ruhrtalradweg bis Kemnader See - BO-Langendreer (87,3km, Ø 25,3km/h; als GPX herunterladen)

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Typisch Ruhrpott: Wenn schon hässlich, dann aber bitte schön.

Wieder einmal hatte Dirk mich zu einer Tour eingeladen, diesmal recht kurzfristig. Da sowohl das Wetter als auch der Zeitplan halbwegs mitspielten, sagte ich zu - und nahm mir vor, nach Feierabend in exakt einer Stunde bei ihm in Essen vor der Tür zu stehen. Dass ich diese Strecke mit dem Fahrrad absolvieren wollte, ist ja wohl klar!
Um Zeit zu sparen, entschied ich mich gegen die Ruhrtal-Variante, auf der ich etwa 35 Kilometer bis zu Dirk nach Essen zu fahren gehabt hätte. Stattdessen warf ich mich voller Elan ins Bochumer Feierabendgewühl, um durch die Innenstadt und Wattenscheid auf direktem Weg gen Essen zu fahren. Das klappte auch ganz gut, man muss für solche Rushhour-Sprints nur gute Nerven haben. 24 Kilometer und exakt eine Stunde (Brutto-) Fahrzeit später traf ich dann bei Dirk ein, immerhin mit glattem 28er Schnitt. Trotz der vielen Ampeln!

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Baldeneysee: Wehr gesperrt

Zu zweit ließen wir es dann etwas geschmeidiger angehen und umrundeten, nebenbei einen schönen Schnack haltend, den Baldeneysee. Achtung: Das Wehr am Westende des Sees ist wegen Bauarbeiten bis Oktober gesperrt; das verlängert die Runde noch um ein, zwei Kilometer über die Werdener Brücke.
Wieder in Kupferdreh angekommen, verabschiedete sich Dirk nachhause, und ich nahm, einen tollen Sonnenuntergang im Rücken, den Ruhrtalradweg in Richtung Bochum unter die Räder.

Die rheine Freude

Ruhrtalradweg: Bochum - Hattingen - Essen - Mülheim - Duisburg (102,6km, Ø 27,2km/h)

Hach, was ist das Leben doch knorke. So wie heute: Die Hausarbeit war zum Mittag erledigt, und der Blick nach draußen - kein Regen mehr, halbwegs trockene Straßen - verhieß Radelfreuden. Der Blick aufs Thermometer - sieben Grad - mahnte noch zu gescheiter Kleidung, aber die habe ich ja da. Also fix in diverse Trikots, Jacken und Tücher geschlüpft, und schon um eins war ich auf dem Rad.
Mein Primärziel war der Baldeneysee in Essen. Hatten wir lange nicht! Den Rückweg hatte ich noch nicht richtig geplant. Kühn malte ich mir die Rückfahrt auf der Südroute über Sprockhövel aus - aber erstmal überhaupt zum Baldeneysee kommen und dort dann schauen, wie es um die Waden steht.
Entlang der Ruhr hatte ich meist viel Platz, es waren in der Nähe der Parkplätze zwar einige Spaziergänger, aber allgemein recht wenige Radler unterwegs. Ich sah Rehe, Galloways, allerlei Federtier, am Hattinger Wehr sogar Kormorane - und bei Dahlhausen dann auch eine Dampflok des Eisenbahnmuseums Dahlhausen. Selbiges wollte ich auch schon lange mal besucht haben…
Am Baldeneysee zeigte der Fahrradcomputer dann knapp vierzig Kilometer, und die Waden hatten noch ausreichend Körner. Was tun? Kehrtwende und auf gleichem Wege wieder heim? Zu langweilig. Südroute? Hm, keine besonders große Lust mehr drauf. - Ah! Wie wäre es denn, wenn ich einfach an der Ruhr weiterführe? Bis zur Mündung in Duisburg wars auch nicht viel weiter als nachhause, und das Bahnticket, das am Wochenende im ganzen VRR-Raum gilt, hatte ich dabei. Damit könnte ich von Duisburg mit dem Zug heimfahren. Und wenn mir auf dem Weg dorthin die Körner ausgingen, müßte ich es ja auch nur noch zum nächsten Bahnhof schaffen.
Das war ein genialer Plan, wie ich fand, und so machte ich mich auf den Weg. Kettwig zog vorbei, Mülheim, dann Oberhausen - und schwuppdiwupp stand ich in Duisburg am Zusammenfluß von Ruhr und Rhein, schon weithin sichtbar angezeigt durch die markante Skulptur Rheinorange. Ein geiles Gefühl, so ganz spontan mal neunzig Kilometer abgespult zu haben!
Da es am Rhein zog wie Hechtsuppe, machte ich nur fix ein paar Ich-war-da-Bilder und steuerte dann schnurstracks den Duisburger Hauptbahnhof an. Die Oberschenkel zwickten nun doch recht ordentlich, und ich freute mich auf eine entspannte Heimfahrt mit dem Zug. Denkste: Der RE war proppenvoll, ich bekam das Rad tatsächlich nur hochkant hinein…an einen Sitzplatz war gar nicht zu denken. Na, dann entspanne ich halt stehend ;)
In Bochum machte ich dann die Hundert noch voll, als ich vom Hauptbahnhof nachhause wuselte - wo die Liebste auch schon mit perfekt getimten Abendessen wartete. Ich sag ja: Das Leben ist knorke :)

Home, sweet home III - Fichtelberg

Großolbersdorf - Wiesenbad - Wiesa - Frohnau - Sehma - Cranzahl - Hammerunterwiesenthal - Oberwiesenthal - Fichtelberg und retour (112,0km, Ø 26,4km/h, Vmax 78,57km/h; als GPX herunterladen)

Das stand schon lange auf meinem Zettel: Den Fichtelberg mit dem Rad bereisen! Der ist immerhin 1214 Meter hoch, was von meinem Startpunkt Großolbersdorf aus etwas mehr als 830 Netto-Höhenmeter bedeutet. Brutto sinds durch diverse Talquerungen natürlich bedeutend mehr - vielleicht finde ich mal eine ruhige Minute und die passende Software, um das mal auszurechnen. Nachtrag: Es sind etwa 1800 Höhenmeter.
Ich startete früh und war recht fix auf der B101 im Zschopautal, der ich bis Wiesenbad folgte. Dort bog ich nach Wiesa ab und fuhr bis Frohnau, wo ich wieder auf die B101 kam - sie aber in Cunersdorf schon wieder verließ und über Sehma, Crahnzahl und Neudorf bis Hammerunterwiesenthal radelte. Es ging die ganze Zeit (natürlich) bergauf, allerdings recht gemächlich, und mit dem richtigen Gang kam ich recht konstant mit 25km/h voran.
Ab Hammerunterwiesenthal fuhr ich dann auf der zu diesem Zeitpunkt glücklicherweise recht leeren B95, die am Wintersport-Mekka Oberwiesenthal vorbeiführt und danach ziemlich steil an der Flanke des Fichtelbergs emporsteigt. Dabei hat man die Grenze quasi immer in Rufweite - wenn dann ein Stück weiter oben die Fichtelbergstraße nach rechts in Richtung Gipfel abbiegt, ist man in der anderen Richtung schon nach wenigen Metern in Tschechien.
Ich bog natürlich rechts ab und kämpfte mich hochmotiviert bis auf den Gipfel. Gemein dabei: Es geht die ganze Zeit bergan, logisch, aber das steilste Stück wartet erst auf den allerletzten Metern. Reserven einplanen!
Oben angekommen, rastete ich ausgiebig bei Schnitzel, Fritten und Unmengen Cola, bevor ich mich auf den Rückweg machte. Dabei erreichte ich auf dem oberen Stück der B95 auch gleich noch meine neue Maximalgeschwindigkeit von 78,57km/h - was man dort aber nur bei wenig Verkehr probieren sollte. Auch gilts, die gleich darauf folgenden Spitzkehren mit Bedacht anzubremsen, da liegt nämlich auch mal das eine oder andere Steinchen auf der ansonsten hervorragenden Fahrbahn.
Der Weg zurück verlief dann unspektakulär, ich konnte es gut laufen lassen, wollte mich aber nicht zu sehr verheizen. Einen Kracher hatte ich mir nämlich noch aufgehoben: Aus dem Zschopautal fuhr ich nicht den “normalen” Weg nach Großolbersdorf hinaus, sondern bog in Hopfgarten rechts zum Hopfgärtner Berg ab - ein direkter Stich aus dem Tal hinaus, an einigen Stellen bis zu 21 Prozent steil. Da konnten die Waden nochmal tüchtig glühen, bevor ich sie nach tadelloser Pflichterfüllung nebst Restrumpf unter die Dusche stellte. Geile Tour!

Hitzeschlacht an der Ostsee: Mit dem Renner auf die Insel Wolin

Insel Usedom/Wolin: Zempin - Ahlbeck - Świnoujście - Międzyzdroje - Wolin; Swinoujscie - Ahlbeck - Zempin (109,1km, Ø 28,6km/h)

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Mit dem Rennrad an der Ostsee - was kanns Schöneres geben?

Für den geplanten zweiten Anlauf des diesjährigen Chemnitzer 24-Stunden-Radelns hatte ich den Renner mit im vorher stattfindenden Urlaub an der Ostsee. Warum dort also nicht auch mal eine Runde fahren?
Dazu hatte ich vorher die Website von Uwe Holtz vom RSV Ahlbeck im Netz aufgetan: Der startet zweimal die Woche von Ahlbeck aus mit dem Rad, oft und gern nach Wolin, der polnischen Seite der Insel Usedom. Ich hatte ihn vorher angerufen und die Details in Erfahrung gebracht - und traf ihn und weitere Radsportfreunde morgens ihn Ahlbeck. Wir starteten gemeinsam in Richtung Świnoujście, was die älteren Semester noch unter dem Namen “Swinemünde” kennen dürften. Dort brachte uns die (kostenlose) Fähre über die Świna auf die Insel Wolin. Inzwischen waren auch noch diverse polnische Radler zu uns gestoßen, die bei den Touren der Ahlbecker auch regelmäßig mit von der Partie sind.
Nach ein paar Kilometern verließen wir die Europastraße und fuhren - bei brütender Hitze, aber gescheit sportlich - über Międzyzdroje nach Wolin. Geht ja auch ordentlich voran, wenn man im Verbund fährt!
Es war aber einfach zu heiß, und so traf ich in Wolin meinem Kreislauf zuliebe die einzig vernünftige Entscheidung: Ich verzichtete auf den Weg zurück nach Świnoujście, denn der wäre völlig schattenfrei verlaufen. In der Mittagsglut! Ein freundlicher polnischer Taxifahrer brachte mich und mein Rad also im klimatisierten Taxi bis zur Fähre. Nach der Überfahrt wartete ich im Biergarten auf die anderen, die sich die Hitzeschlacht noch zutrauten.
Als alle wieder beisammen waren, saßen wir noch gemütlich bei Cola, Bier und viel Radlerlatein, und als alle wieder halbwegs normalen Puls hatten, starteten wir - dann natürlich wieder ohne die Polen - zurück in Richtung Deutschland.
Nach und nach verabschiedeten sich die Mitradler von mir und bogen nachhause ab; die letzten Kilometer bis Zempin fuhr ich dann wieder allein. Hätte ich mir nicht permanent Wasser über Arme, Beine und Nacken gekippt, wäre ich bei gefühlten vierzig Grad Schattentemperatur vermutlich verglüht.

Ein großer Dank geht an die Kollegen vom Ahlbecker RSV, die auch auf mich “Untrainierten” sehr zuvorkommend Rücksicht nahmen - und mir einige wertvolle Tipps zum Rennrad und zum Fahren in der Gruppe gaben. Danke! Und vielleicht klappts ja nächstes Jahr wieder - dann aber bitte bei “normalen” Temperaturen ;)