Sauerland-Express reloaded

Ruhrtalradweg: Winterberg - Olsberg - Meschede - Arnsberg - Fröndenberg - Schwerte - Witten - Bochum (165,6km, Ø 22,7km/h)

Kilometer 0: Winterberg

Freie Tage sind was Tolles: Man kann aufgeschobene Hausarbeit erledigen, sämtliche Mails beantworten, einkaufen gehen - oder den lieben langen Tag auf dem Fahrrad herumlümmeln. Letzeres liegt mir am meisten, und so steige ich in Winterberg aus dem RE57, der mich und mein Rad aus Dortmund heraufgebracht hat. Es ist überraschend frisch, also Windjacke an und das berühmt-berüchtigte rote Tuch auf den Kopf.
Zwanzig Minuten später stehe ich an der Quelle der Ruhr, die hier erwartungsgemäß noch ziemlich mickrig dahinplätschert.

Kilometer 25: Olsberg

Erstmal frühstücken - ich gönne mir Käsebrötchen und Tee. Ein Schild am Eingang des Cafés begrüßt ausdrücklich die Nutzer des Ruhrtalradwegs - selbiger stellt offenbar einen nicht zu unterschätzenden Wirtschaftsfaktor im gesamten Ruhrtal dar. Große Augen bei der Bedienung ob meines Helmspiegels.

Kilometer 60: Freienohl

Ich springe dem Notfallchirurgen gerade noch von der Schippe, als ein sich etwas forsch in die Kreuzung tastender UPS-Transporter mein vor ihm vorbeischießendes Hinterrad vermutlich nur um Haaresbreite verfehlt. Ein, zwei Umdrehungen weniger an der Kurbel, und der Kollege hätte mich glatt gefällt. Ich sags ja immer: Speed matters!

Kilometer 70: Arnsberg

Ich warte in einer Unterführung auf des Ende des aufgezogenen Regens. Option eins: Es hört nicht auf - ab zum Bahnhof und zähneknirschend mit dem Zug heim. Option zwei: Abwarten und Müsliriegel essen, es wird schon aufhören. Große Augen bei den vorbeidefilierenden Schülern ob meines Helmspiegels.

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In Wickede serviert man Cola sehr zünftig im Humpen.

Zwanzig Minuten später geht die Reise weiter - mit dem Fahrrad. Der Radweg ist zwar noch naß, aber wenigstens kommt (fast) nix mehr von oben.

Kilometer 100: Wickede-Echthausen

Zeit für eine Pause, mein Hintern fängt unangenehm an zu schmerzen. Im Biergarten eines Gasthauses direkt am Radweg veratme ich ein respektables Schnitzel mit Fritten. Hier sitzt sichs bequem, man kommt mit anderen Radlern ins Gespräch und kann den Beinen eine wunderbare Pause gönnen. Ich bleibe eine ganze Stunde, bevor ich mich wieder auf den Weg mache. Große Augen bei den anderen Gästen ob meines Helmspiegels.

Kilometer 140: Hengsteysee

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Die Hälfte? Naja, so ungefähr.

Ich gönne mir eine letzte Pause und versuche, meinen Arsch wieder zu spüren. Irgendwer im Trio Buchse - Fahrradhose - Sattel versagt vollständig, das gehört penibel untersucht.
Um die Beine hingegen mach ich mir inzwischen keine Sorgen mehr, die treten seit vierzig Kilometern mit annähernd konstanter Schlagzahl völlig von allein. Bei Steigungsänderungen muß ich eigentlich nur den passenden Gang auswählen.
Selbstverständlich auch hier: Große Augen bei allen Passanten ob meines Helmspiegels.

Kilometer 165: Bochum

Frauchen sagt, ich stinke nach Mann. Ich sage, sie hat recht.

Badewanne: Fazit

Ich lasse das Erlebte Revue passieren und freue mich zu gleichen Teilen über das landschaftliche, sportliche und moralische Ergebnis. Die Tour ist wirklich empfehlenswert und für hinreichend Trainierte locker an einem Tag zu schaffen - und wer wirklich nicht mehr kann, muß sich nur bis zum nächsten der zahlreichen Bahnhöfe der immer parallel zu Ruhr und Radweg verlaufenden Sauerland-Linie schleppen.
Zwischen Winterberg und Arnsberg ists besonders schön, weil man ständig von Mittelgebirgshängen und Wäldern umgeben ist und die Straßen herrlich abschüssig und kurvig sind. Ab Arnsberg, spätestens aber ab Wickede, ist das Ruhrtal so breit, daß es fast schon langweilig wird - wer will, kann aber auch da viel entdecken: Kleine und große Ortschaften, viel Natur am Ruhrufer und in den Auen sowie einen ausgezeichnet beschaffenen Radweg.