Touristenprogramm für Ruhrpott-Neulinge: Erzbahn zur Halde Hoheward

Bochum-Langendreer – Bochum-Zentrum – Jahrhunderthalle – Erzbahntrasse bis zum Rhein-Herne-Kanal – Zeche Ewald – Halde Hoheward – auf selbem Weg retour bis BO-Zentrum – BO-Stiepel – Witten-Herbede – BO-Langendreer (74km, als GPX herunterladen)

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Der Beginn der Erzbahntrasse an der Jahrhunderthalle Bochum: Die Erzbahn-Schwinge

Etliche Stunden ist Jannis mit dem Zug gefahren und dabei an vielen schönen und weniger schönen Bahnhöfen umgestiegen, um endlich mal das Ruhrgebiet kennenzulernen. Weil er clever ist, hat er auch sein Rennrad dabei, und so nehme ich ihn mit auf eine Tour zur Halde Hoheward. Die ist quasi mein Standard-Programm für Ruhrpott-Ersties, hat man dort oben doch einen tollen Blick über faktisch das gesamte Ruhrgebiet. Und mit dem Rad ist die Halde über die Erzbahntrasse auch super zu erreichen!
Bevor die schöne Touristen-Route beginnt, müssen wir es zunächst zu deren Ausgangspunkt, der Bochumer Jahrhunderthalle, schaffen. Der Weg dorthin führt über die Wittener Straße in die Innenstadt, das ist alles andere als entspanntes Radeln. Aber Jannis sitzt ja auch nicht zum erstem Mal im Sattel, und so schwimmen wir selbstbewusst im Verkehr mit.

Dann erreichen wir die Jahrhunderthalle, deren Areal durch seine schiere Weitläufigkeit beeindruckt. Auch ohne tiefere Kenntnis ihrer Geschichte ist dem Betrachter sofort klar, dass es hier mal sehr laut und schmutzig gewesen sein muss.
Von nun an radeln wir auf der Erzbahntrasse gen Norden, hin zum Rhein-Herne-Kanal. Die Trasse ist asphaltiert und bis auf die teils unschönen Kanten an Brückenrampen auch sehr rennradtauglich. Die kaum wahrzunehmende Neigung macht, dass wir flott vorankommen; man darf aber nicht vergessen, dass man diese subtilen Höhenmeter auf dem Heimweg auch wieder hinauf muss.

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Auch die A 40 darf als Sehenswürdigkeit des Ruhrgebiets gelten

Wir queren die A 40, nüchtern betrachtet ja einfach nur eine Autobahn. Das Ruhrgebiet pflegt zu ihr aber eine innige Hassliebe, ist sie doch je nach Verkehrslage mal pulsierende Lebensader, mal nimmersatter Zeitfresser. Und gleich danach darf Jannis linkerhand die Zechensiedlung “Glückauf” bestaunen, die dem vorbeiradelnden Ruhrgebietsneuling einen weiteren Blick in die Vergangenheit gewährt. Was heute klein und beengt wirkt, dürfte für die Bergleute seinerzeit der sprichwörtliche Sechser im Lotto gewesen sein.
Was Jannis ebenfalls beeindruckt, ist die sich entlang der Trasse ständig ändernde Umgebung. Waren wir gerade noch in der Bochumer Innenstadt, geht es nun mal entlang von Industrieanlagen, mal durch Wohngebiete, vor allem aber immer wieder durch viel, viel Grün. Damit hatte er nicht gerechnet, das Klischee vom schmutzigen und an jeder Stelle überfüllten Ruhrgebiets ist einfach nicht aus der Welt zu bekommen.

Kurz vorm Rhein-Herne-Kanal, den wir auf der durchaus imposanten Bücke “Grimberger Sichel” überqueren, wird der Asphalt auf der Trasse von einer wassergebundenen Decke abgelöst. Das ist mit den Rennrädern machbar, aber natürlich nicht schön. Die trockenen, aber teils recht tiefen Pfützen-Löcher machen es nicht besser. Aber zum Glück ist dieses Stück nicht allzu lang, und auf der anderen Kanalseite wechseln wir dann eh auf die Straße. Mit dem Tourer wäre ich hier auch einfach weiter der Radroute entlang der Emscher gefolgt.

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Halde Hoheward: Ein menschengemachtes Bergmassiv, das großartige Ausblicke ermöglicht

Schließlich stehen wir dann im Gelände der Zeche Ewald in Herten. Hier schnuppert man immer noch Bergbau-Luft, allein die Größe der noch verbliebenen Gebäude und Türme lässt erahnen, wie intensiv hier früher Steinkohle gefördert wurde. Und wohin mit dem Abraum? Ein Blick zur Seite zeigts: Die Halde Hoheward steht locker 90 Meter aus der Landschaft heraus, hier liegen die Schüttungen mehrerer Zechen der Umgebung. Was für ein Riesending!
Das Gipfelplateau der Halde ist unser Ziel, also schnaufen wir stetig pedalierend hinan. Jannis hatte nicht erwartet, dass ihn tief im Westen ein derartig garstiger Anstieg erwarten würde, und flucht ein wenig über seine große Übersetzung. Hey, es ist ein Rennrad ;)

Oben angekommen, nehmen wir uns dann etwas Zeit zum Umsehen. Die Fernsicht ist nicht vollständig klar, aber immer noch überwältigend. Wir schauen von Dortmund über Bochum und Essen bis Duisburg – hier liegt einem das Ruhrgebiet zu Füßen! Auch hier staunt Jannis, wie unverschämt grün alles ist. Ein kleiner Plausch mit “echten Ruhris” rundet unseren Aufenthalt auf der Halde ab, wir machen uns wieder auf den Heimweg.

In Bochum angekommen, entscheiden wir uns noch für einen kleinen Umweg über Stiepel, um noch ein paar Extra-Höhenmeter und -Eindrücke zu sammeln. Und so hat Jannis zumindest auch nochmal die Ruhr gesehen!
Wir beenden die Tour mit vielen schönen Bildern im Kopf und diversen sportlichen Kilometern in den Beinen. Ich denke, da konnte ich einen ganz passablen Erstkontakt zum Ruhrgebiet herstellen!

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