Mit viel Adrenalin in die neue Saison

Bochum-Langendreer – Witten – Herdecke – Wetter – Wengern – Witten – BO-Langendreer (29 km, Ø 24 km/h, als GPX herunterladen)

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Der (Sonnen-) Schein trügt: Es ist noch ziemlich frisch am Harkortsee!

Man merkt sehr deutlich, dass viele Autofahrer noch im Wintermodus sind und den richtigen Umgang mit Fahrradfahrern offenbar schlicht vergessen haben: Viel zu oft wurde ich heute viel zu knapp überholt, das habe ich so krass lange nicht erlebt.

“Highlight” der Tour ist dann in Witten der Fahrer eines Sportwagens, der mich erst mit röhrendem Motor überholt, um dann kurz danach ohne zu blinken direkt vor mir über den Radweg nach rechts abzubiegen. Meinen erschrockenen Schrei hört er zum Glück und bremst scharf, sodass ich, blockierenden Hinterrads, gerade noch rechts an ihm vorbeizirkeln kann. Der hatte einfach nicht auf dem Schirm, wie flott ich wieder aufgeschlossen habe …
Ich schimpfe im Affekt kurz den Schreck heraus und atme dann einmal tief durch. Deeskalierender Fistbump mit dem Autofahrer durch die geöffnete Seitenscheibe: Er sagt “sorry”, ich sag “nix passiert”, und weiter gehts.

Geht also schwungvoll los, die neue Saison – und auf jeden Fall alles andere als langweilig!

Zum Jahresabschluss nochmal Sprockhövel und Herdecke

Bochum-Langendreer – Witten – Herbede – Hammertal – Sprockhövel – Hiddinghausen – Silschede – Wetter – Herdecke-Kirchende – Witten – BO-Langendreer (46 km, Ø 24 km/h, Vmax 72 km/h, als GPX herunterladen)

Eine recht kühle, aber immerhin trockene und manchmal sogar sonnige Sprockhövel-Runde schließt das endende Jahr würdig ab. Für die Extra-Würze sogar noch mit einem Schlenker über Herdecke!
Den Steilhang von Grundschöttel hinab bin ich – nur rollend! – sogar nochmal schneller als 70 km/h, bis ich vor der scharfen Kurve ganz unten den Anker werfe. Hatte ich gar nicht vor, nehm ich aber natürlich gerne mit!

2023: Ein Rückblick

Schaue ich auf mein Fahrrad-Jahr 2023 zurück, bleibt mir vor allem das Wahnsinnsbrett durch Böhmen mit André, Jannis und Julius im Gedächtnis. 150 Kilometer durchs Mittelgebirge mit faktisch null Trainingsstand: Noch nie war ich nach einer Tour derart tiefenentladen – und doch (oder genau deswegen!) war das ein sensationeller Tag. Aaallez!

Auch sportlich gesehen war das ein gutes Jahr, habe ich doch zumindest einmal den 30er Schnitt geknackt und (eigentlich eher aus Versehen!) mit 83 km/h Spitzengeschwindigkeit meinen vermutlich ewigen persönlichen Maximalwert gesetzt.

Was mir einige ja erst glauben, wenn sie es mit eigenen Augen sehen: Es ist wirklich schön im Ruhrgebiet und rundherum! Auch 2023 genoss ich einige schöne Halden-Touren, und ich habe auch das Wodantal “wiederentdeckt”.

Aber es sind nicht nur Sport und Landschaft, die ich am Fahrradfahren schätze, sondern auch die Begegnungen mit Menschen. Derer hatte ich einige, aber eine war ganz besonders interessant. Und zu Ostern, ich schwöre bei meinem Hinterrad, traf ich sogar den Osterhasen!

Vielleicht liegt es daran, dass ich an Gelassenheit gewonnen habe, aber bemerkenswert finde ich es allemal: Nicht eine Tour in der Kategorie “Radfahrerfrust” dieses Jahr!

297 Kilometer auf dem Mounti und 1.394 auf dem Rennrad ergeben eine stattliche Summe von 1.691 Kilometern. Um mich mal wieder selbst zu zitieren:

Nicht schlecht dafür, dass ich nie Zeit zum Fahrradfahren finde!

“Sofort, unverzüglich”: Eine unerwartete Begegnung

Bochum-Langendreer – Witten – Hiddinghausen – Silschede – Wetter – Witten – BO-Langendreer (34 km, Ø 23 km/h, als GPX herunterladen)

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Wenn das mal kein Dresdner ist!

Auf meiner Sprockhövel-Runde überhole ich, aus Witten in Richtung Bommerholz hinauffahrend, einen Mountainbiker. Ich bin deutlich flotter unterwegs als er und setze zum Überholen an – als ich die Klingel an seinem Lenker sehe: Klar, Schwarzgelb kennt man hier im Ruhrgebiet, aber das weiße “D” auf rotem Grund, das kommt ja wohl deutlich weiter aus dem Osten!

Ich kann nicht anders und spreche ihn an: Natürlich ist er ein Exil-Dresdner! Wir radeln nebeneinander her, kommen ins Schwatzen, und er erzählt mir seine Geschichte. Vom Ausreiseantrag, noch Anfang der Achtziger, gerade, dass er volljährig war. Von der Stasi und all den großen und kleinen Nickligkeiten, die man in der DDR durchmachte, wenn man politisch nicht auf Linie war. Vom unbändigen Wunsch, rauszukommen. Und dann von diesem historischen 9. November 1989, als Schabowski vollkommen unerwartet die Reisefreiheit verkündete, “sofort, unverzüglich” – nicht weniger als das Ende der Mauer. Noch an diesem Abend, erzählt er mir, fährt er an die Grenze und verlässt die DDR.

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Kühl, aber sonnig: Rennrad-Wetter!

Seitdem lebt er “im Westen”, hier im Ruhrgebiet. Hat sich ein Leben aufgebaut, kommt zurecht. Aber man hört es deutlich heraus: Wirklich angekommen ist er nie. Das liegt sicher auch daran, dass die Menschen hier einfach nicht nachvollziehen können, was er als junger Mensch seinerzeit erlebt und erlitten hat. Was ihn antrieb, seine Heimat hinter sich zu lassen, wortwörtlich bei der allerersten sich bietenden Gelegenheit. Dass ihn das (natürlich!) bis heute prägt.
Und so treibt es ihn vielleicht noch weiter durch die Welt, bald, wenn er in Rente geht. Um doch noch irgendwo so richtig anzukommen.

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Die Ruhr bei Wengern: Seenlandschaft

Dann verabschiedet er sich von mir, seine Route trennt sich nun von meiner. Ich danke ihm für seine Offenheit und wünsche ihm einen wunderbaren Jahreswechsel – und hoffe, dass sich seine Wünsche für den Ruhestand erfüllen. Seine Geschichte wird mich noch weit über meine heutige Trainingseinheit hinaus beschäftigen.

Apropos Training: Dass die kulinarisch intensiven Feiertage gerade erst vorbei sind und meine letzte Fahrradrunde schon drei Wochen zurück liegt, merke ich auf den letzten Kilometern dann deutlich. Ziemlich platt komme ich zuhause an und frage mich, ob das vielleicht sogar die letzte Tour des Jahres war. Wer weiß …?

Sprockhövel eiskalt

Bochum-Langendreer – Witten – Hiddinghausen – Silschede – Wetter – Witten – BO-Langendreer (34 km, Ø 25 km/h)

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Blick hinab ins Ennepe-Tal. Das weiße Zeug liegt zum Glück nur auf den Feldern.

Lieber Winter, nun willst du’s aber wissen: Knackig kühl, grad eben über dem Gefrierpunkt, aber die Sonne lässt du frech scheinen! Eine derartige Provokation kann ich nicht unbeantwortet lassen und pelle mich in den bewährten Zwiebel-Look. Bis runter zu den Füßen: Die bekommen heute gleich zwei Paar Socken und natürlich die Neopren-Füßlinge – auf Frieren habe ich nämlich gar keine Lust.
Derart eingepackt, entsteht eine immer noch recht kalte, aber wahrlich schöne Trainingseinheit auf der gewohnten Sprockhövel-Runde. Die Straßen sind fast überall trocken und sehr rennradtauglich, nur in schattigen Senken hat die Sonne noch nicht alle Feuchtigkeit aus dem Asphalt holen können. Dort passe ich natürlich auf wie ein Heftelmacher, weil ich so gar keine Lust habe, mich zu maulen. Klappt aber alles problemlos – auch, weil ich für meine Verhältnisse geradezu defensiv fahre. Ja, auch das geht!

Herdecke, eine kleine Überwindung

Bochum-Langendreer – Witten – Wengern – Wetter – Herdecke-Kirchende – Witten – BO-Langendreer (27 km, Ø 24 km/h)

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Die Ruhr bei Wetter

Brrrrr, sechs Grad draußen! Der Himmel hat sich sein trostlos-graues November-Outfit übergestreift, und vom eben durchgezogenen Nieselregen sind die Straßen frisch genässt. Alles seeehr wenig einladend, und ich muss gleich mehrere innere Schweinehunde zum Verstummen bringen, bevor ich mich dann doch in die Velo-Klamotte pelle. So richtig lupenreine Regen- oder Winterkleidung besitze ich gar nicht, also schichte ich übereinander, was ich so habe: It’s Zwiebel-Look, Baby!

Ich will es nicht übertreiben und nehme mir meine Herdecke-Runde vor – heute mal gegen den Uhrzeigersinn, damits nicht langweilig wird. Es ist Sonntag und dementsprechend wenig los auf den Straßen, an sich komme ich ganz entspannt voran. Zwischenzeitlich ziehe ich sogar noch eine Trikot-Lage aus, da habe ichs tatsächlich etwas zu gut gemeint. Dann passt alles: Die Kleidung zum Wetter und der Trainingsstand zur sportlichen Herausforderung, nichts zwickt oder zwackt, ich fühle mich gut. Für diesen stabilen Zustand steige ich jedes Mal aufs Neue aufs Rad!

Die meisten Autofahrer überholen mit passend gewähltem Abstand und Geschwindigkeit, und die ein, zwei Idioten, die das nicht schaffen (wollen), gehören vermutlich einfach dazu. Genau wie das Wasser, das die Reifen hochspritzen. Machste nix, ist halt November.

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Frisch im Schatten!

Über Witten-Bommern führt mich meine Runde nach Wengern, von dort weiter nach Wetter, und auf der anderen Ruhrseite das Endertal hinauf. Durch Kirchende fahre ich zur Ardeystraße, die ich dann auf den Schnee hinaufkurbele. Das habe ich bestimmt auch schon mal sportlicher hinbekommen, aber an sich komme ich auch hier ganz gut voran. Noch einmal durch Witten, und schon bin ich wieder daheim und stehe ich unter einer dampfend-heißen Dusche. Ein bisschen nass und kalt bin ich halt doch geworden unterwegs!

So langsam dräut das Jahresende, und ich schiele schon einmal auf den bisher erarbeiteten Gesamtkilometerstand. Sieht schon recht ordentlich aus! Ein kleines Ziel setze ich mir noch bis Ende Dezember – das verrate ich aber erst bei der Endabrechnung :)