Kranich-Abschied

Bochum-Langendreer – Rheinischer Esel durch Witten bis Dortmund-Löttringhausen – Schnee – Herdecke – Witten – BO-Langendreer (30 km)

So geht Feiertag!

Bochum-Langendreer – Kemnader See – BO-Stiepel – BO-Zentrum – BO-Langendreer (31 km, Ø 28,0 km/h)

Auf einer Landzunge, die in einen See hineiragt, steht ein kleiner Leuchttum.
Der Kemnader See hat einen echten Leuchtturm.
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Wandbild in Bochum: Immer wieder sehenswert.

Der Oktober zaubert einen Feiertag zum Niedernknien übers Land. Alles, was Räder oder wenigstens Füße hat, strömt nach draußen, um diesen kaiserlich bewetterten Herbsttag auch ja nicht zu verpassen: Die Motorrad- und Cabriodichte auf den Straßen übersteigt die Werte so manches lauen Sommerwochenendes, und auf dem Rundweg um den Kemnader See tummeln sich prächtig gelaunte Spaziergänger und Skater.

Auch ich kann und will Petrussens Verlockungen nicht widerstehen, auch wenn ich nicht die Zeit für die ganz große Tour habe. Schade, dann solls aber zumindest ein sonniger Asphalt-Sprint werden: Erst zum Kemnader See, dann hinauf nach Stiepel und durch die Innenstadt wieder heim, so ist mein feister Plan.

Weil kaum Wind geht, habe ich schon auf der Anfahrt zum Kemnader See meinen Spaß: Mit Schmackes jage ich, tief in den Lenker gebeugt, die Kleinherbeder Straße hinab. Auch am See selbst habe ich tüchtig Umdrehung an der Kurbel, gebe aber natürlich auf jene acht, die deutlich weniger hektisch unterwegs sind als ich. Es soll auf meiner Hatz ja niemand zu Schaden kommen!

Danach sinkt der Schnitt sowieso wieder, denn ich muss nach Stiepel hinauf. Was meinen Puls zu Saisonbeginn locker in den roten Bereich bringt, gelingt mir heute erfreulich entspannt. Nach des Anstiegs Mühen lockt auf der anderen Seite die Abfahrt in Richtung Stadtzentrum, die ich, wieder tief gebeugt, sportlich zelebriere. Hat da gerade ein Autofahrer von hinten gehupt? Hey, ich fahre doch schon sechzig! :)

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Exzenterhaus an der Universitätsstraße: Vertikale Unwucht

Aus Zeitgründen verzichte ich dann auf die eigentlich obligatorische Runde um den Innenstadtring und biege stattdessen direkt auf die Universitätsstraße ab. Die führt zwar übern Berg, aber auf die Alternativroute entlang der Wittener Straße habe ich schlicht keine Lust – die ist auf mehreren Kilometern Länge einfach nur der zweifelsfreie Nachweis der Unlust der Bochumer Stadtverwaltung, auch nur irgendetwas Positives für den Fahrradverkehr zu leisten. (Ach, Bochum …)
Dann lieber Unistraße: Dort gibts unten einen extrabreiten Radweg, und weiter oben, wo der dann endet, immerhin noch genug Spuren für alle. Auf der sich anschließenden Schussfahrt von der Uni zur Autobahn hinab bin ich eh so schnell wie die Autos.

Zurück in Langendreer, statte ich dem “nagelneuen Kack-Radweg” an der Baroper Straße noch einen Besuch ab: Der existiert inzwischen locker anderthalb Jahre, aber es hat immer noch niemand geschafft, die unklare Vorfahrtssituation mit den Rechtsabbiegern zur Autobahnauffahrt zu entschärfen. Ist ja auch nur vier Monate her, dass das Tiefbauamt auf meine Nachfrage eine Klärung ankündigte. (Ach, Bochum …)

Zuhause bleibe ich noch eine Weile draußen in der herrlichen Oktobersonne sitzen, bevor ich das Rad in den Feierabend und mich unter die Dusche stelle. Das war ein wunderbar sportlicher Ausritt bei allerfeinstem Wetter, der auch noch einen ziemlich ordentlichen Schnitt in den Aufzeichnungen hinterlässt. So geht Feiertag!

Wetter-Roulette

Bochum-Langendreer – Witten – Auf dem Schnee – Herdecke-Kirchende – Witten – BO-Langendreer (26 km, Ø 27,7 km/h)

Eine Straße mit Autos, dahinter recht dichte, dunkle Bewölkung
Banger Blick aufs Wetter

Ach Wettermann, machs mir doch nicht so schwer: Regnen tuts nicht, aber ist das nicht schon ganz feiner Niesel, der da in der Luft liegt? Ach egal, ich will es wagen: Ab aufs Rad!
Auf der Ardeystraße schraube ich mich durch Witten auf den Schnee hinauf, wo ich nochmal mit bangem Blick zum Himmel schaue: Gen Südosten ist der Himmel bedrohlich dunkel. Dort regnets ganz sicher! Ob ich direkt lieber umdrehe? Einen Moment bleibe ich stehen, beobachte die Bewegung der Wolken und beschließe, dass sie nach Osten abziehen. Nicht meine Richtung, ich will ja gleich wieder nach Westen abdrehen! Also weiter, hinunter nach Kirchende und von dort durchs Endertal zur Ruhr. Zwischendurch fisselt es immer mal ein wenig, aber grundsätzlich bleibts trocken, und so komme ich, durchaus zufrieden mit meinem Schnitt, wieder zuhause an.
Fast hätte ich aus Angst vorm Regen auf diesen flotten Renner-Ritt verzichtet!

Variantes d’Herdeque: Entlang der Ruhr

Bochum-Langendreer – Witten – Ruhrtalradweg über Wengern und Wetter bis Herdecke – Witten – BO-Langendreer (34 km, als GPX herunterladen)

Ein Fluss, links und rechts viele Bäume am Ufer
Blick von der Nachtigallbrücke gen Osten

Ach du armes blaues Mounti, kommst ja dieses Jahr gar nicht so richtig raus. Ständig bin ich auf dem Renner unterwegs! Okay, heute ändern wir das mal. Das eröffnet auch gleich wieder neue Möglichkeiten: Den wassergebundenen Ruhrtalradweg zwischen Witten und Wetter klemm ich mir mit den schmalen Reifen des Rennrads sonst lieber, aber heute nehm ich den mal wieder unter die Räder! Da ergibt sich auch gleich eine weitere nette Herdecke-Variante: Entlang der Ruhr bis zum Harkortsee, von dort aus Herdecke durchqueren und auf der Ardeystraße über den Schnee zurück nach Witten.

Das Wetter ist recht gut, Sonne und Wolken wechseln sich ab. Allerdings ist es noch ziemlich diesig vom kräftigen Regen des Vortags. Tja, das ganze Wasser muss ja auch erstmal irgendwo hin!

Ich flitze also hinunter zur Ruhr, quere selbige auf der Nachtigallbrücke (hier war ich auch schon eine ganze Weile nicht mehr!) und folge dann dem Ruhrtalradweg. Der hat hier, wie gesagt, “nur” eine wassergebundene Oberfläche, aber weil eben jenes Wasser erst kürzlich reichlich vom Himmel fiel, staubt es glücklicherweise nicht. Meine Beine sind leider nur mäßig begeistert, in den Knien beginnt das Zwicken, das mich sonst erst bei Temperaturen unter zehn Grad plagt. Ich werde doch wohl nicht etwa alt?

Auf einem Fluss fährt ein Ausflugsschiff, dahinter spannt sich eine Viadukt in mehreren Bögen übers Wasser
Ruhrviadukt in Herdecke

Am Harkortsee nehme ich dann ein wenig Gas raus, hier sind ziemlich viele Spaziergänger und Radfahrer unterwegs. Na dann eben mit ein bisschen weniger Tempo, das kommt mir eigentlich recht gut zupass. Umso entspannter ist dann auch der Blick über den See und auf die zahlreichen gefiederten und geschuppten Bewohner desselben.

Nachdem ich in Herdecke vom Ruhrtalradweg abgebogen bin, durchquere ich die Stadt gen Norden und versuche dabei recht erfolgreich, die ganz großen Straßen zu meiden. In Kirchende gönne ich mir dann eine wunderbar sonnige Pause: Wenn dich das Klärchen so anstrahlt, musst du auch erstmal wieder die Motivation zum Weiterfahren finden!

Aber irgendwann sattle ich dann wieder mein blaues Ross und kurble die Ardeystraße auf den Schnee hinauf. Das klappt ziemlich konstant, aber irgendwie nicht ganz so flott wie gedacht – das Knie muckt nun doch schon deutlich herum. Umso schöner ists dann, auf der anderen Seite vom Schnee nach Witten hinunter zu rauschen!

Nach einer erquickenden Dusche bekommt mein Fahrrad dann auch noch die Liebe, die ihm zusteht: Nach nicht weniger als fünfzehn Jahren (!) ist der Vorderreifen mehr als reif, durch einen neuen ersetzt zu werden. Natürlich wieder Schwalbe Marathon, der hält wirklich einiges aus!
Nicht minder alt, ebenfalls fünfzehn Jahre, ist der neckische kleine Lautgeber an meinem Lenker. Dessen Schlauch war zwischenzeitlich porös geworden und gerissen, aber natürlich habe ich den Ersatz schon auf Lager und montiere ihn umgehend. Da die Nachbarn irritiert zum Fenster eilen, darf mein kurzer Funktionstest als erfolgreich gelten – auf die nächsten fünfzehn Jahre!

Variantes d’Herdeque: Esel und Herbede

Bochum-Langendreer – Witten – Rheinischer Esel bis Dortmund-Löttringhausen – Auf dem Schnee – Herdecke-Kirchende – Witten – Kemnader See – BO-Langendreer (41 km, Ø 27 km/h, vMax 70 km/h)

Mit meinen bisherigen “Variantes d’Herdeque” hatte ich in den letzten Monaten durchaus meinen Spaß, die langwährende Baustelle im Endertal kreativ und auf neuen Wegen zu umfahren. Heute will ich aber mal sehen, ob das Endertal wieder befahrbar ist! Auch das wird aber wieder eine Variation der üblichen Route: Ich will nicht der Ardeystraße auf den Schnee hinaus folgen, sondern lieber dem Rheinischen Esel bis Löttringhausen – und von dort den Anstieg über die Blickstraße in Angriff nehmen.

Der Rheinische Esel ist in Witten auf langer Strecke nur mit einer wassergebundenen Oberfläche gesegnet. Die ist aktuell – mangels Wassers – leider nur wenig gebunden und staubt daher gruselig; außerdem bin ich ja auf dem Renner unterwegs, und für dessen grazile Bereifung sind all die Absenkungen, Steinchen und Stöckchen durchaus schon grenzwertig. Ich eile flott gen Dortmund, muss aber die ganze Zeit sehr konzentriert auf die Bodenbeschaffenheit achten. Auf dem Mounti fahre ich hier deutlich entspannter entlang!

In Dortmund-Löttringhausen wechsle ich dann wieder auf asphaltierte Straßen und nehme die Blickstraße hinauf auf den Schnee in Angriff. Was ich hier schon geschwitzt und geflucht habe! Die Touren der letzten Wochen scheinen aber einen wirklich guten Trainingsstand geschaffen zu haben, und so kurble ich konstant mit 15 bis 20 km/h vom Esel bis hinauf auf den Schnee, ohne auch nur einmal aus dem Sattel aufstehen zu müssen. Was für ein gutes Gefühl, diesen Anstieg so locker abzuspulen!

Vom Schnee gehts auf der anderen Seite in flotter Schussfahrt wieder hinab nach Kirchende. Hoppla, standen da eben 70 km/h auf dem Tacho? :) Das Endertal hinab – feiner neuer Asphalt dort! – übertreibe ich es dann nicht mehr ganz so, komme flott unten an der Ruhr an und biege in Richtung Witten rechts ab. Ich versuche, den Tacho möglichst konstant bei knapp über dreißig zu halten und trainiere ganz nebenbei meinen Langmut mit den zu knapp überholenden Autofahrern. Ersteres gelingt mir recht gut, zweiteres eher nicht…

In Witten beschließe ich dann, die Route noch einmal zu variieren, und fahre nicht gen Innenstadt, sondern bleibe an der Ruhr. Der folge ich dann bis zum Kemnader See, wo gerade das “Zeltfestival Ruhr” stattfindet. Da sind viele Autofahrer und Fußgänger unterwegs, ich gehe also lieber etwas vom Gas.

Über die Kleinherbeder Straße flitze ich dann schließlich nachhause zu Kaltgetränk und Dusche: Reicht für heute, es war wieder eine schöne Herdecke-Variante!

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Arvid Zimmermann entdeckt als Zugereister das Ruhrgebiet auf dem Fahrrad. Hier führt er sein Tourenbuch. Mehr Infos…

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