Sprockhövel eiskalt

Bochum-Langendreer – Witten – Hiddinghausen – Silschede – Wetter – Witten – BO-Langendreer (34 km, Ø 25 km/h)

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Blick hinab ins Ennepe-Tal. Das weiße Zeug liegt zum Glück nur auf den Feldern.

Lieber Winter, nun willst du’s aber wissen: Knackig kühl, grad eben über dem Gefrierpunkt, aber die Sonne lässt du frech scheinen! Eine derartige Provokation kann ich nicht unbeantwortet lassen und pelle mich in den bewährten Zwiebel-Look. Bis runter zu den Füßen: Die bekommen heute gleich zwei Paar Socken und natürlich die Neopren-Füßlinge – auf Frieren habe ich nämlich gar keine Lust.
Derart eingepackt, entsteht eine immer noch recht kalte, aber wahrlich schöne Trainingseinheit auf der gewohnten Sprockhövel-Runde. Die Straßen sind fast überall trocken und sehr rennradtauglich, nur in schattigen Senken hat die Sonne noch nicht alle Feuchtigkeit aus dem Asphalt holen können. Dort passe ich natürlich auf wie ein Heftelmacher, weil ich so gar keine Lust habe, mich zu maulen. Klappt aber alles problemlos – auch, weil ich für meine Verhältnisse geradezu defensiv fahre. Ja, auch das geht!

Herdecke, eine kleine Überwindung

Bochum-Langendreer – Witten – Wengern – Wetter – Herdecke-Kirchende – Witten – BO-Langendreer (27 km, Ø 24 km/h)

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Die Ruhr bei Wetter

Brrrrr, sechs Grad draußen! Der Himmel hat sich sein trostlos-graues November-Outfit übergestreift, und vom eben durchgezogenen Nieselregen sind die Straßen frisch genässt. Alles seeehr wenig einladend, und ich muss gleich mehrere innere Schweinehunde zum Verstummen bringen, bevor ich mich dann doch in die Velo-Klamotte pelle. So richtig lupenreine Regen- oder Winterkleidung besitze ich gar nicht, also schichte ich übereinander, was ich so habe: It’s Zwiebel-Look, Baby!

Ich will es nicht übertreiben und nehme mir meine Herdecke-Runde vor – heute mal gegen den Uhrzeigersinn, damits nicht langweilig wird. Es ist Sonntag und dementsprechend wenig los auf den Straßen, an sich komme ich ganz entspannt voran. Zwischenzeitlich ziehe ich sogar noch eine Trikot-Lage aus, da habe ichs tatsächlich etwas zu gut gemeint. Dann passt alles: Die Kleidung zum Wetter und der Trainingsstand zur sportlichen Herausforderung, nichts zwickt oder zwackt, ich fühle mich gut. Für diesen stabilen Zustand steige ich jedes Mal aufs Neue aufs Rad!

Die meisten Autofahrer überholen mit passend gewähltem Abstand und Geschwindigkeit, und die ein, zwei Idioten, die das nicht schaffen (wollen), gehören vermutlich einfach dazu. Genau wie das Wasser, das die Reifen hochspritzen. Machste nix, ist halt November.

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Frisch im Schatten!

Über Witten-Bommern führt mich meine Runde nach Wengern, von dort weiter nach Wetter, und auf der anderen Ruhrseite das Endertal hinauf. Durch Kirchende fahre ich zur Ardeystraße, die ich dann auf den Schnee hinaufkurbele. Das habe ich bestimmt auch schon mal sportlicher hinbekommen, aber an sich komme ich auch hier ganz gut voran. Noch einmal durch Witten, und schon bin ich wieder daheim und stehe ich unter einer dampfend-heißen Dusche. Ein bisschen nass und kalt bin ich halt doch geworden unterwegs!

So langsam dräut das Jahresende, und ich schiele schon einmal auf den bisher erarbeiteten Gesamtkilometerstand. Sieht schon recht ordentlich aus! Ein kleines Ziel setze ich mir noch bis Ende Dezember – das verrate ich aber erst bei der Endabrechnung :)

Ruhrgebiet, deine Halden: Hoheward über die Erzbahntrasse

Bochum-Langendreer – Bochum-Zentrum – Jahrhunderthalle – Erzbahntrasse bis zum Rhein-Herne-Kanal – Zeche Ewald – Halde Hoheward – auf selbem Weg retour (57 km, Ø 24 km/h, als GPX herunterladen)

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Der Weg aus Bochum zum Rhein-Herne-Kanal führt über die Erzbahn

Wenn du die Erzbahn zum Kanal hinter dich gebracht und dich dann auch schnaufend und pfeifend auf das Gipfelplateau hinaufgekämpft hast, überkommt dich diese leise Euphorie, du hättest die Halde Hoheward bezwungen. Du närrischer Tor! Erfahrene Alpinisten können ein Lied davon singen: Auf dem Gipfel hast du erst die Hälfte der Strecke hinter dir – zurück musst du es auch noch schaffen!

Und das ist auf der Erzbahn, die Bochum mit dem Rhein-Herne-Kanal (und damit indirekt auch der Halde Hoheward) verbindet, so eine Sache: Äußerst subtil geht es den ganzen Weg zum Kanal bergab, ohne dass man das wirklich bemerken würde. Auf dem Rückweg nach Bochum kommt dann das Erwachen: Warum ist die Radelei auf einmal so mühsam? Dazu kommen diesmal auch die recht niedrigen Temperaturen, die zum Nachmittag hin noch spürbar fallen. Und so können Kakao und Dusche zuhause, nach Ende der Tour, gar nicht heiß genug sein!

Nein, natürlich kenne ich das Höhenprofil dieser Route schon seit Langem. Und doch war es hintenraus (wieder einmal) recht anstrengend. Allerdings durfte ich auf akzeptabel feuchtem Geläuf feine Erzbahn-Kilometer ohne Auto-Stress erleben – bei einem Wetterchen, das für Mitte November ein echtes Geschenk ist.

November in der Stadt

Bochum-Langendreer – BO-Zentrum – BO-Stiepel – Hattingen – Witten-Herbede – BO-Langendreer (37 km, Ø 25 km/h, als GPX herunterladen)

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Bochum, ich komm aus dir! Oder wie man hier liebevoll sagt: Woanders is auch kacke!

Nun hat sich der November doch über dem Land festgefressen: Immer wieder regnet es, und das Thermometer will ums Verrecken nicht mehr als 8 Grad anzeigen. Radfahren will ich trotzdem, et nützet ja nix! Ein zunächst banger Blick aufs Niederschlagsradar macht Mut: Die Straßen sind vom vormittags durchgezogenen Regen noch feucht, aber offenbar kommt erst einmal kein neuer Niederschlag von Westen nach. Ab und an grinst sogar die Sonne verwegen durchs Gewölk!

Ich pelle mich also in Textil, obenauf das schreiend-neongelbe Trikot, das ich noch gar nicht so lange im Schrank habe. Maximale Sichtbarkeit ist die Devise! Gegen kalte Füße (und die Nässe der Straße) kommen nach langer Zeit auch mal wieder die Neopren-Füßlinge zum Einsatz, die mir schon seit diversen Jahren treue Dienste leisten. Und dann gehts ab in Richtung Innenstadt.

Es ist im ganzen relativ ruhig auf den Straßen, und ich komme gut voran. Schade ist, dass Radwege in Bochum offenbar nicht oder nur nachrangig vom aktuell recht massiv fallenden Laub bereinigt werden: So manchen Radweg muss ich freundlich dankend ignorieren, weil ich schlicht nicht riskieren will, mich auf der seifigen Laubschicht zu maulen. Auch Steine und Stöcke sind in der geschlossenen Laubdecke nicht auszumachen. Das ist mir mancherorts einfach zu heiß, und ich weiche auf die Fahrbahn aus.

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Auf deiner Königsallee findet nun auch wieder Radverkehr statt.

Immerhin stellt sich die Radweg-Frage auf der Königsallee südlich der Wasserstraße nicht mehr: Hier hat die Stadt den recht fragwürdigen Radweg, der an dieser Stelle bis vor Kurzem noch dem Gehweg abgetrotzt wurde, schlicht entfernt. Ein Schild weist die Autofahrer darauf hin, dass auch Radfahrer legitimer Teil des Verkehrsgeschehens sind – das ist natürlich gut gemeint und vor allem nach deser baulichen Änderung sicher hilfreich. Andererseits kann man das durchaus auch auf eine Stufe mit der Beschilderung “Geh bei Grün, der Kinder wegen” an Fußgängerampeln stellen: Muss man das wirklich extra nochmal klarstellen?

Entspannt steuere ich auf Stiepel zu. Nun könnte ich hinab zum Kemnader See und von dort nachhause fahren, entscheide mich aber noch für einen kleinen Schlenker über die Kosterstraße hinab nach Hattingen. Das geht ganz gut ab, aber auch hier liegt immer wieder nasses, glitschiges Laub auf dem Radweg, also übertreibe ich es nicht.

Über Witten-Herbede fahre ich dann wieder nachhause, wo mich eine dampfend-heiße Dusche erwartet. Es ist wieder einmal ein wunderbares Gefühl, dem inneren Schweinehund zuhause in den Schrank gesperrt und schöne, wenngleich nasskühle, Kilometer auf dem Rad erlebt zu haben.

Herdecke auf achtzig Prozent

Bochum-Langendreer – Witten – Dortmund-Eichlinghofen – DO-Kirchhörde – Herdecke – Wetter – Wengern – Witten – BO-Langendreer (42 km, Ø 25 km/h, als GPX herunterladen)

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Das obligatorische Harkortsee-Foto

Naja, so ganz fit bin ich irgendwie nicht. Ein bisschen müde und alles in allem eher so bei 80%. Aber das Wetter ist gut, selbst die Sonne schaut ab und an durch die Wolken – soll ich etwa nicht fahrradfahren? Und sowieso, frische Luft tut ja immer gut!
Weil der Herbst in letzter Zeit auch gern mal ein wenig aprillig daherkommt, packe ich zur Sicherheit noch ein Minimum an Regenklamotte ein. Spoiler: Ich werde sie nicht benötigen.

Ich habe Herdecke auf dem Zettel, aber ein wenig variieren will ich schon. Der Umweg über Eichlinghofen erscheint mir ganz passend, da fahre ich durch die Dortmunder Vororte, ohne dass es allzu urban und stressig wird. Dieser Plan geht dann auch auf: Ich erlebe natürlich keine touristischen Highlights, aber schöne Asphalt-Kilometer auf nur mäßig bevölkerten Straßen. So hatte ich mir das vorgestellt!
Die Beine tun auf der Geraden recht odentlich ihren Dienst, aber schon bei leichten Steigungen habe ich das Gefühl, gegen ein Gummiband anzuradeln. Und wenns dann mal so richtig bergan geht, vor allem aus Dortmund hinaus gen Herdecke, fühlt es sich in den Oberschenkeln eher so an wie zu Saisonbeginn nach langem Winter. Okay, immerhin habe ich vor fast einem Monat das letzte Mal auf dem Rad gesessen, aber ein bisschen mehr Power hätte ich mir schon gewünscht. Machste nix – immerhin gehts nach dem Anstieg auch wieder bergab, und der Blick auf den Harkortsee ist auch immer wieder hübsch!

Zuhause weckt eine mit einer metrischen Tonne Käse veredelte Portion Nudeln die Lebensgeister ziemlich effektiv wieder. War dieses merkwürdige Formtief am Ende also nur die unselige Liaison von etwas Müdigkeit und dem Anflug eines Hungerasts…?