Ziemlich warm - und ziemlich kaputt

Bochum-Langendreer – Witten – Wengern – Wetter – Hagen – Dortmund-Hohensyburg – Auf dem Schnee – Witten – BO-Langendreer (41 km, Ø 24 km/h, als GPX herunterladen)

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Hengsteysee, oben die Hohensyburg: Dort hinauf …

Mich plagt ein echtes Luxusproblem: Der Sommer stellt Anfang April seinen Fuß in die Tür, draußen sind locker fünfundzwanzig Grad. Das schreit geradezu nach einer Runde auf dem Rad!
Andererseits haben viele Helfer aus der ganzen Welt mit mir in den letzten Monaten ehrenamtlich an FlatPress gearbeitet – das ist die freie Blog-Software, mit der ich auch mein Tourenbuch hier betreibe. Eigentlich muss ich die gerade fertig gewordene neue Version 1.3 schnellstmöglich veröffentlichen und im Netz dafür die Werbetrommel rühren…

Ein zweiter Blick nach nach draußen macht mir dann aber schnell klar: Die Sonne scheint, das Internet muss warten! Es ist dermaßen warm, dass ich in kurzer Hose raus kann. Tschüss Winter, tschüss Zwiebel-Look – los gehts mit Sommer-Vibes und guter Laune!
Leider sind die Beine etwas anderer Meinung als der Kopf. Von Anfang an tue ich mich schwer mit dem recht kräftigen Gegenwind, und irgendwie will sich mein geliebtes “Kopf-aus-Beine-an”-Gefühl nicht einstellen. Ich komme recht gut voran, aber den ganz großen Spaß machts nicht.

Durch Witten und Wetter fahre ich nach Hagen. Wer auch immer hier in den letzten Jahren für die Radverkehrsführung zuständig war, hat einen sehr merkwürdigen Sinn für Humor ausgelebt. Radwege, die kommentarlos an hohen Bordsteinkanten aufhören, ganze Kaskaden nerviger Bettelampeln, und nicht zuletzt ein benutzungspflichtiger Radweg, der nach wenigen Metern schon wieder endet (sowas hat hier offenbar Tradition): Samma Hagen, willst du mich trollen?

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… gehts im Rondell.

Am Hengsteysee gönne ich mir eine kurze Pause, bevor ich den Anstieg hinauf nach Syburg in Angriff nehme. Der führt in einem Rondell und Serpentinen locker 120 Höhenmeter aus dem Ruhrtal hinauf und ist immer ein guter Gradmesser für meinen Trainingsstand. Der ist heute aber tatsächlich nicht der Knüller, ich schnaufe ziemlich, als ich endlich oben ankomme. Schön, dass es dann nach Herdecke gleich wieder herrlich bergab geht! Leider folgt dann aber der finale Stich die Wittener Landstraße auf den Schnee hinauf, und hier merke ichs dann sehr deutlich: Das passt heute sportlich einfach nicht. Weil die Oberschenkel zu krampfen anfangen, muss ich sogar noch eine Pause einlegen. Was ist denn nur los?

Auf den letzten Metern merke ich dann, dass die Runde wirklich nicht länger hätte sein dürfen. Ich bin körperlich ziemlich durch, aber schlimmer noch, meine Konzentration ist komplett flöten gegangen. Das ist auf dem Renner im hektischen Straßenverkehr natürlich nur wenig hilfreich, und so bin ich froh, das Rad nach etwas mehr als 40 Kilometern und immerhin 600 Höhenmetern endlich abstellen zu können. Eine Riesenportion Streuselkuchen und drei große Tassen dicken Kakaos später weiß ich dann: Verdammt, das war wieder nur so ein bekloppter Hungerast – dabei hatte ich mich vor der Tour eigentlich satt und fit gefühlt.

Aber: Ich war draußen und habe das tolle Wetter genutzt! Und die neue FlatPress-Version kann ich ja auch einfach einen Tag später veröffentlichen :)

Hohensyburg auf Asphalt

Bochum-Langendreer – Witten – Wengern – Hagen – Dortmund-Syburg – Herdecke-Kirchende – Witten – BO-Langendreer (44 km, als GPX herunterladen)

Auf dem Mounti durch den Wald auf die Dortmunder Hohensyburg zu fahren, war schon ganz lustig, aber jetzt will ich das Ganze noch einmal auf Asphalt erleben. Also sattle ich den Renner und spure durch Witten und Wengern bis nach Hagen. (Die Burgruine Volmarstein lasse ich bewusst rechts liegen, dieses Hühnchen muss ich noch einmal gesondert rupfen.)

Hagen verlangt dem geneigten Radler einiges an Kühnheit und Langmut ab: An manchen Stellen muss man sehr selbstbewusst Präsenz zeigen, um vom motorisierten Verkehr wahr- und ernstgenommen zu werden (Herdecker und Schwerter Straße). Auf der Dortmunder Straße “darf” man dann auf 800 Metern Strecke, obwohl man als Radler auf der Vorfahrtsstraße unterwegs ist, nicht weniger als sechs Mal (!) an Bettel-Ampeln auf Grün warten. Und da wundert ihr euch, dass Fahrradfahrer lieber direkt auf der Fahrbahn fahren?

Heimliches Ziel meiner Runde heute ist das Rondell, das vom Hengsteysee nach Dortmund-Syburg hinaufführt. Nicht wahnsinnig schnell, aber sehr konstant kurble ich mich nach oben. Es ist jedes Mal ein tolles Gefühl, oben anzukommen und festzustellen, dass es so schlimm ja gar nicht war. Schnell noch ein kurzer touristisch motivierter Halt in den alten Mauern der Hohensyburg, und schon sitze ich wieder auf dem Rad.

Die Wittbräucker Straße nach Herdecke hinab bin ich heute nicht so fix wie sonst, der Gegenwind pustet mir mein Vmax kaputt. Aber darauf leg ichs heute ja auch gar nicht an. Meine Körner spare ich mir lieber für die Ardeystraße, die mich aus Herdecke-Kirchende hinauf auf den Schnee bringt. Hier wirds dann tatsächlich noch einmal richtiger Sport, aber auch diesen letzten großen Anstieg kurble ich erstaunlich konstant weg.

Vom Schnee lasse ich mich auf der anderen Seite dann nach Witten hinein fallen und zeige auch hier den anderen Verkehrsteilnehmern sehr selbstbewusst, dass ich auf der Straße gleichberechtigt mitspiele. Das checken heute alle und lassen mich entspannt meine Tour zuende fahren. Die war in Summe eine schöne Rennrad-Landstraßen-Räuberei, nur die Stadtgebiete von Witten und Hagen nervten ein wenig mit ihren roten Ampeln und dem teilweise knubbelig-stressigen Verkehr.

Sportlich über Land: Auf Asphalt ins Märkische

Bochum-Langendreer – Witten – Wengern – Gevelsberg – Hagen – Herdecke – Dortmund-Syburg – Herdecke-Kirchende – Schnee – Witten – BO-Langendreer (56 km, als GPX herunterladen)

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Mit dem Charme eines Meters Autobahn: Hagen Hauptbahnhof

Ich habe große Lust auf eine Runde über Land. Her mit dem Asphalt, her mit den Landstraßen! Ich schaue auf die Karte: Wie wäre es denn mit einem Ausflug nach Süden? Gevelsberg, da könnte ich mal hinfahren. Und da geht doch auch eine Straße nach Hagen, und wenn ich einmal dort bin, könnte ich ja auch gleich nochmal das Rondell zur Syburg hochkurbeln.

Gedacht, getan! Und schon sitze ich auf dem Rad und fahre aus Witten in Richtung Wengern hinauf. So hatte ich mir das vorgestellt: Mitschwimmen im Verkehr, guter Asphalt, ordentlich Druck auf den Reifen. Straßenhatz eben!
In Wengern biege ich rechts in Richtung Silschede ab. Bis dorthin gehts bergan, mal mehr, mal weniger steil. Aber weil recht wenig Autoverkehr ist, das Wetter gerade perfekt mitspielt und die Landschaft das Übrige dazu tut, macht die Steigung nichts. Im Gegenteil, ein wenig Sport soll es ja auch sein.

Silschede markiert direkt den höchsten Punkt der ganzen Tour. Nun geht es wieder hinab nach Gevelsberg, und dort – immer entlang der Ennepe – nach Hagen. Diese Stadt glänzt wahrlich nicht durch Anmut, der Hauptbahnhof und die danebenliegende Brache geben dieses traurige Bild ganz gut wieder. Aber ich bin ja auch nicht des Tourismus’ wegen hier, also weiter!

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Herdecke: Ruhrviadukt und Heizkraftwerk Cuno

Ich möchte zum Hengsteysee, um von dort aus das Rondell zur Syburg hinaufzuschnaufen. Allerdings verpasse ich in Hagen erst einmal den Abzweig und komme deutlich zu weit westlich an der Ruhr raus, nämlich in Herdecke. Der direkte Weg von dort zum Hengsteysee ist der Ruhrtalradweg, und so fahre ich dann doch noch einen der überfüllten Touri-Radwege. Das wollte ich heute eigentlich vermeiden und hatte ja ganz bewusst die großen Straßen gesucht. Verdammt, und dann ist der Ruhrtalradweg an dieser Stelle auch noch so rumpelig von all den Wurzelaufbrüchen.

Am Hengsteysee gönne ich mir nach etwa 35 Kilometern die erste echte Pause. Kekse und Äpfel müssen als Verpflegung reichen, die Beine können sich ein Viertelstündchen ausruhen. War eine ziemliche Hatz bis hierhin, ein paar Körner muss ich mir noch für die Syburg aufheben. Nach oben gehts im Rondell, im kleinen Gang mit konstanter Drehzahl geht das ganz gut. Das gute Wetter hat die Leute nach draußen gelockt, in den engen Kurven frohlocken die Fahrer von Motorrädern, Cabrios und Oldtimern. Letztere sind heute überaus zahlreich unterwegs, da hat wohl ein Club eine Ausfahrt.

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Über dem Hengstey thront die Syburg.

Die Syburg selbst lasse ich links liegen und quere zur B 54. Die führt im Schuss hinunter nach Herdecke-Kirchende, das lasse ich mir natürlich nicht entgehen. Im freien Fall jage ich hinab. Ja, das ist die Asphalt-Freude, die ich heute gesucht habe!

Kirchende liegt leider unten im Tal, und Witten, das nächste Zwischenziel, liegt hinterm Berg. Hinter dem Schnee, um genau zu sein. Also wieder: Kleinster Gang, Drehzahl konstant halten und hoch. Allerdings merke ich nun, dass ich schon einiges an Kilometern in den Beinen habe: So langsam wirds schmerzhaft. Aber dann habe ich die Strapazen hinter mir und kann mich auf der Ardeystraße nach Witten hineinfallen lassen. Genug Asphalt für heute, ab nachhause! Und diese Runde kommt auf den Zettel fürs Rennrad, das ist auch irgendwann mal wieder dran.

Finde deine Mitte

Bochum-Langendreer - Witten - Herdecke - Dortmund-Hohensyburg - Ruhrtalradweg bis Witten-Heven - Bochum-Langendreer (55,1km, Ø 24,0km/h; als GPX herunterladen)

Schon lange fehlt mir das Radeln als Ausgleich zu den diversen kleinen Nickligkeiten des Lebens. Der Winter hat sich alle Mühe gegeben, möglichst viel nasse Kälte, aber ja keinen Schnee da zu lassen - alles andere als schöne Bedingungen fürs Fahrradfahren, und das monatelang.
Aber nun will der Frühling es endlich wissen und stellt mit fast zwanzig Grad einen März-Sonntag in die Landschaft, der seinesgleichen sucht. Und sofort will der ganze Ruhrpott nur raus ins Freie, um gierig die Sonne aufzusaugen. Entsprechend voll sind Radwege, Ausflugslokale und kurvige Motorradstrecken. Aber das tolle Wetter wirkt offenbar auch auf die Laune der Menschen: Alle sind entspannt und rücksichtsvoll, niemand hupt Fahrradfahrer von der Straße, und die meisten warten mit dem Überholen wirklich, bis ausreichend Platz ist. Paradiesische Zustände!
Nach einem wunderbar flotten Ritt über den Rheinischen Esel kämpfe ich mich aus Witten hinauf auf den Schnee (bin ich hier nicht schonmal bedeutend dynamischer hochgefahren?) und lasse mich auf der anderen Seite im Sturzflug nach Herdecke hinunterfallen. Heute will ich zur Syburg, also muss ich die eben hinuntergerollten Meter auf der anderen Talseite gleich wieder hinauf. Aber ich lasse es piano angehen und komme stetig, aber mit beruhigend viel Luft zur Leistungsgrenze voran.
Auf der Syburg mache ich eine Rast und lasse mir die Sonne auf den Pelz scheinen. Was für ein Genuss!

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Blick von der Syburg - in der Bildmitte die Mündung der Lenne in die Ruhr. Aufs Bild klicken für volle Größe (3183 x 800 Pixel / 536 KB).

Den Heimweg möchte ich im Ruhrtal verbringen, also fahre ich von der Syburg hinunter zum Hengsteysee. Von dort aus bleibe ich auf dem Ruhrtalradweg, der mich bis nach Wetter bringt. Um mir meine Rennradreifen nicht ein paar Kilometer weiter, wo der Ruhrtalradweg nicht mehr asphaltiert ist, zu ruinieren, wechsle ich in Wengern auf die Straße. Hier fühlt sich mein flottes Ross sowieso wohler! Ich durchquere Witten und biege in Heven ab in Richtung Langendreer. Bei einer letzten kurzen Pause sitze ich auf sonnengewärmtem Asphalt und lasse die tolle Tour noch einmal Revue passieren. Um mich herum zwitschern die Vögel, ich spüre ich mein Herz pochen und die Beine ein wenig schmerzen - und bin tatsächlich vollkommen ausgeglichen. Zuhause komplettieren dann ein heißes Bad und eine mit geradezu abstrusen Mengen an Käse vergoldete Pizza diesen perfekten Tag. Die Akkus sind wieder randvoll, die neue Woche kann kommen!

Herdecke einmal andersrum

Bochum-Langendreer, Kemnader See, Ruhrtalradweg bis zum Hengsteysee, Dortmund-Syburg, Herdecke, Witten-Schnee, Dortmund-Kruckel, Rheinischer Esel bis Bochum-Langendreer (58,8km, Ø 20,0km/h)

Dirk wollte Meter machen, und die sollte er bekommen: Ich hatte meine Herdecke-Runde ausgesucht, ein wenig variiert und einfach einmal umgedreht.
Das Rezept für eine tolle Tour: Zuerst runter an die Ruhr und der ostwärts bis zum Hengsteysee folgen. Dort dann hinauf auf die Syburg und auf der anderen Seite wieder hinunter nach Herdecke. Dann wieder hinauf, diesmal auf den Schnee. Danach hinunter zum Rheinischen Esel. Auf selbigem entspannt ausrollen lassen bis nachhause :)

Und das war der Tag in Bildern: