Vatertag an der Nordsee - Eine Rundtour durchs Friesische

Friesland: Neuharlingersiel - Altfunnixsiel - Middoge - Hooksiel - Horumersiel - Schillig - Harlesiel - Neuharlingersiel (68,4km, Ø 20,3km/h; als GPX herunterladen)

Den Vatertag gemeinsam mit Dirk auf dem Fahrrad zu verbringen, etabliert sich langsam als angenehme Tradition. Während wir 2013 den Rheinischen Esel unter die Räder nahmen, sollte es dieses Mal ganz woanders hingehen. Die Idee: Die Räder ins Auto und irgendwo hin, wo wir noch nicht waren. Münsterland? Oder tief ins Bergische? Lieber nicht, denn quer durch die Republik zog sich auf dem Niederschlagsradar ein dickes Regenband von West nach Ost. Wie wäre es denn mit der Nordseeküste? Dort scheint bei fast zwanzig Grad die Sonne!

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Das Wattenmeer vor Neuharlingersiel; Spiekeroog am Horizont

Wir packen also Räder, Klamotten und Proviant ins Auto und düsen die A31 nordwärts. Basispunkt für unsere Radtour ist Neuharlingersiel. Da der Wind von Nordost kommt, planen wir unsere Runde gegen den Uhrzeigersinn - so haben wir auf dem Rückweg den Wind im Rücken. Das wird sich später noch als sehr kluge Entscheidung erweisen.
In Neuharlingersiel fahren wir zunächst zum Hafen und lassen uns auf der Mole den Seewind um die Nasen wehen. Das Wetter ist hervorragend, kaum ein Wolke ist zu sehen - wir starten bester Laune in südöstlicher Richtung und tauchen ein in die Weiten der Ostfriesischen Halbinsel. Als Flusstal- und Mittelgebirgsradler sind wir beeindruckt von der schieren Weite der Landschaft - und von der freundlichen Gelassenheit ihrer Bewohner, bei denen mehr als ein knappes “Moin” vermutlich schon als Zeichen für Geschwätzigkeit gilt.

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St. Martin in Tettens

Wir radeln ostwärts durch schnucklige kleine Orte mit Namen wie Altfunnixsiel und erfreuen uns am typischen Anblick der reetgedeckten Häuser. In Tettens beeindruckt uns die mehr als 800 Jahre alte St.-Martins-Kirche mit ihrem (hier üblichen) freistehenden Glockenturm.
In Wüppelser Altendeich entdecken wir dann noch eine Kuriosität, die “Kleinste Bücherei von Friesland”. Aus dieser zur Mini-Bibliothek umfunktionierten und rund um die Uhr offenen Telefonzelle kann man Bücher mitnehmen - und dabei gern auch welche da lassen. Betrieben wird die Bücherzelle vom Ehepaar, auf dessen Grundstück sie steht. Wir setzen unsere Tour schmunzelnd fort - hätten wir das vorher gewusst, hätten wir den lesefreudigen Friesen natürlich auch ein paar Bücher mitgebracht.

Schließlich erreichen wir das Ufer des Jadebusens. Nach einer ausgedehnten Rast butendieks folgen wir nun nur noch der Küstenlinie - zunächst nach Norden bis Schillig, von dort aus dann westwärts.
Mangels jeglicher Steigungen ist das Radfahren auch jetzt, nach mehr als 30 Kilometern, ein entspannter Genuss. So kann man es auf dem Fahrrad aushalten, zumal sich schon längst auch die allerletzten Wölkchen aufgelöst haben - das Wetter ist einfach perfekt. Wir lassen uns vom Seewind westwärts schieben und genießen die Blicke aufs Wattenmeer und die Ostfriesischen Inseln, allesamt Teil des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer.

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Hafen Horumersiel. Aufs Bild klicken für volle Größe (1547 × 800 Pixel / 202 KB).

Schließlich erreichen wir wieder unseren Ausgangspunkt Neuharlingersiel und lassen die Eindrücke dieser wunderbaren Radtour bei Schollenfilet und kühlem Jever nachwirken. Nicht nur Landschaft und Wetter haben sich von ihrer besten Seite gezeigt, sondern auch die Infrastruktur: Fahrradfahrer sind hier im Norden offenbar tatsächlich gleichberechtigte und ernstzunehmende Verkehrsteilnehmer. Die Routen sind meist bestens asphaltiert, die Beschilderungen zahlreich und deutlich, und gesonderte benutzungspflichtige Radwege gibt es genau dort, wo sie auch wirklich sinnvoll sind. Und auf radweglosen Abschnitten nehmen Auto- (und Trecker-) Fahrer gebührend Rücksicht auf das pedalierende Volk. Da kann sich der Ruhrpott so manche Scheibe abschneiden!

Eine Wiederholung dieser Reise ist keinesfalls ausgeschlossen - ausgesprochen schön hier oben!